Hotel Transsilvanien

Monster im Hotel

Ein intelligenter Zeichentrickspaß

Das Verhältnis zwischen Monstern und Menschen ist traditionell nicht gut. Wo immer eines auftaucht, ist ein lärmender Mob mit brennenden Fackeln und Forken nicht weit. Graf Dracula erkannte irgendwann, dass Werwölfe, Ungeheuer und Untote dringend einen ruhigen Ort zum Entspannen brauchen. Deshalb eröffnete er in seinem abgelegenen Schloss ein Luxushotel für die Kreaturen der Nacht und sicherte es mit raffinierten Abwehrmaßnahmen, damit auch ja keiner dieser brutalen Menschen die erholungsbedürftigen Monster stört. Mit Erfolg, denn seit weit über 100 Jahren gab es dort keinen Zwischenfall mit Sterblichen mehr.

Dracula ist aber nicht nur ein erfolgreicher Hotelier sondern auch Vater. Seine Tochter Mavis, die er über alles liebt, wird bald 118 Jahre alt. Um das gebührend zu feiern, hat der stolze Herr Papa alles, was in der Welt der Monster Rang und Namen hat, eingeladen. Doch die Vorbereitungen für die Party werden empfindlich gestört. Das Töchterchen will unbedingt die Welt außerhalb der väterlichen Schlossmauern erkunden. Und dann stolpert auch noch der neugierige und leicht vorlaute Backpacker Jonathan in die Lobby. Der Bursche bedroht den guten Ruf des Hotels. Noch schlimmer ist aber für Dracula, dass Mavis und Jonathan Gefallen aneinander finden. Hotel Transsilvanien ist tatsächlich der nicht mehr für möglich gehaltene lustige Adam Sandler-Film. Das liegt nicht nur daran, dass der Brachialkomiker nicht mitspielt sondern nur der animierten Hauptfigur, die tatsächlich der bessere Schauspieler ist, in der englischen Fassung seine Stimme leiht, was er übrigens sehr gut macht. Nein, es liegt daran, dass Hotel Transsilvanien ein wirklich lustiger Film geworden ist, denn Sandlers übliche Zoten und Furzwitze bleiben außen vor.

Wunderbar absurd ist es, Dracula als Hotelier und überfürsorglichen, kontrollsüchtigen Vater darzustellen. Dazu gesellen sich diverse Figuren aus klassischen Monsterfilmen, die kreativ modernisiert wurden. Wie etwa das Werwolfrudel, das nun eine gestresste Großfamilie ist.

Auch das Hotel steckt voller skurriler Einfälle und Details. Zombies arbeiten als Pagen, Hexen sind im Zimmerservice tätig. Trotz der Modernisierungen ist der Film immer auch eine Hommage an die Horror-Klassiker. Bei der Dracula-Figur stand eindeutig Christopher Lee Pate.

Der comichafte Stil der Animationen ist zeitgemäß und passend gewählt. Und ein paar gruselige Momente gibt es auch. Schön ist, dass auch in turbulenten Szenen die Übersicht nicht verloren geht.

Mag sein, dass der Vater-Tochter-Konflikt nicht sehr innovativ ist, die sympathischen Figuren sich kaum entwickeln und am Ende, wenn die Romanze zwischen Mavis und Jonathan in den Vordergrund rückt, das Tempo etwas abnimmt. Da Hotel Transsilvanien insgesamt aber ein großes Feuerwerk an zündenden Pointen und Gags abbrennt, kann man das gut verschmerzen.

Olaf Kieser

Hotel Transylavnia USA 2012 R: Genndy Tartakovsky B: Peter Baynham, Robert SmigelDeutsche Stimmen: Rick Kavanian, Josefine Preuß, Elyas M'Barek, Nora von Waldstätten