DIE WILDEN HÜHNER

Wichtelfrei
Vivan Naefe verfilmte eine spannende Kindergeschichte ohne Drachen, Elfen und Effektgewitter

Die Kinderbuchautorin Cornelia Funke wird gerne als die deutsche Antwort auf Joanne K. Rowling gefeiert. Ihre Bücher wurden mit einer Auflage von etwa zehn Millionen Exemplaren verkauft, und so war es nur eine Frage der Zeit, bis die Filmindustrie auf die Autorin aufmerksam wurde.
Gerade erst hat Regisseur Richard Claus Funkes Schmöker Herr der Diebe filmisch in den Sand gesetzt, schon kommt mit Die wilden Hühner eine deutlich einfühlsamere Funke-Verfilmung in die Kinos.
Vivian Naefe hat den Stoff umsichtig für die Leinwand adaptiert. Im Zentrum stehen nicht die Dauerbefeuerung durch Effekte und Spannungsbogenhuberei, sondern die Charaktere der Kinder, die sehr nah an unserer Welt gebaut sind. Die alleinerziehenden Mütter kriegen ihr Liebesleben nicht geregelt, die Eltern leben in Scheidung, überfordern ihre Kinder durch Leistungsstress oder schlagen sie sogar manchmal grün und blau.
Die Mädchenbande der "Wilden Hühner" ist eine verschworene Gemeinschaft, die sich gegenseitig hilft und sich gegen die konkurrierende Jungenbande "Pygmäen" zu Wehr setzt. Aber als Oma Slättberg (Doris Schade) droht die Hühner, die Maskottchen der Mädchen-Gang, zu schlachten, und als der Schrottplatz-Besitzer das Baumhaus der Jungs abreißen will, kommt es zu bilateralen Verhandlungen zwischen den Gruppen.
So erzählt Die wilden Hühner scheinbar nebenher von den ersten Annäherungsversuchen zwischen Jungen und Mädchen, bevor sie sich auf das Schlachtfeld der Pubertät begeben. Das alles erfasst Vivian Naefe in Seitenblicken, ohne die Geschichte um die gemeinsame Hühnerbefreiungsaktion aus den Augen zu verlieren.

Martin Schwickert
D 2006 R: Vivian Naefe B: Güzin Kar, Uschi Reich nach dem Roman "Fuchsalarm" von Cornelia Funke K: Peter Döttling D: Michelle von Treuberg, Lucie Hollmann, Paula Riemann