IM FEUER

God bless America!
Ein sanft dümmliches Heldenepos über Feuerwehrmänner

Eines meiner Lieblingsbücher aus Kindertagen hieß "Bei der Feuerwehr wird der Kaffee kalt". Da gab es den Löschmeister Wasserhose und den gefräßigen Wachmeister Meier. Immer wenn die Feuerwehrleute ihre verdiente Tasse Kaffee zum Mund führten, klingelte das Telefon und die Männer mussten raus, um den Brand in Oma Eierscheckes Stube zu löschen oder Emil Zahnlücke aus dem vereisten See zu ziehen. Nie hätte ich gedacht, dass mein Lieblingskinderbuch einmal die Aufmerksamkeit Hollywoods auf sich zieht. Aber der Nine-Eleven hat in den USA den Berufsstand des Firefighters in den Olymp der Nationalhelden befördert, und mit Jay Russels Im Feuer setzt Hollywood den Brandbekämpfern nun ein filmisches Denkmal, das sich mental nur wenig von meinem Kinderbuch unterscheidet.
Der Film konzentriert sich auf einen jungen Feuerwehrmann (Joaquin Phoenix) in Baltimore, der bei einem Hochhausbrand verletzt im Feuer eingeschlossen wird und in Rückblenden sein Leben noch einmal an sich vorbeiziehen lässt. Als Greenhorn nimmt ihn der Oberlöschmeister (John Travolta) in seine Mannschaft auf.
Viel Späßchen haben die Jungs zwischen den Bränden auf ihrer Wache. Aber wenn die Alarmglocke klingelt und die Männer die Stangen herunterrutschen, regieren nur noch Mut und Professionalität. Ich bewundere euch Jungs sagt die junge Frau in der Bar, ihr geht dort hinein, wo alle anderen herauslaufen. Der Frau (Jacinda Barrett) kann geholfen werden. Schon hat sie den jungen Brandbekämpfer zum Ehemann, legt die Stirn in Sorgenfalten, wenn der Retter ausreitet, und wartet mit dem zügig gezeugten Nachwuchs sehnsüchtig, bis der Held verrußt ins Heim zurückkehrt.
Es ist das Bild einer ordentlichen irisch-stämmigen Familie, das hier gezeichnet wird. Der Zusammenhalt der Männer und Familien ist so vorbildhaft, dass man die Feuerwehr-Community als Zeugnis und ideale Keimzelle des anderen, besseren Amerikas heranziehen kann. Zwischen der konventionellen Lebensstationen-Dramaturgie wird immer wieder der röchelnde Joaquin Phoenix eingeblendet, der umgeben von einstürzenden Neubauwänden und züngelnden Feuersbrünsten immer vergeblicher um sein Leben kämpft.
Richtig Spannung will jedoch auch auf dieser Erzählebene nicht aufkommen, auch wenn das Ende in seiner Konsequenz dann doch ein kleines bisschen überrascht. Das wäre vor dem 11.September 2001 sicherlich weniger düster ausgefallen.

Martin Schwickert
Ladder 49 USA 2004 R: Jay Russell B: Lewis Colick K: James L. Carter D: Joaquin Phoenix, John Travolta, Jacinda Barrett