IM OKTOBER WERDEN WUNDER WAHR

Geld und Glaube

Zwei Brüder bringen ein Baby zur Welt, als Regisseure

Peru gilt hier nicht gerade als berühmtes Filmland. Und doch hat Eine Perle Ewigkeit 2009 die Berlinale gewonnen und Im Oktober werden Wunder wahr gerade in Cannes den Jury-Preis. Die Brüder Daniel und Diego Vega erzählen in ihrem Spielfilm-Debüt die wundersame Geschichte von Clemente, dem verstockten Pfandleiher, von Sofia, seiner inbrünstig religiösen Nachbarin, und von dem Baby, das eines Tages vor Clementes Tür liegt.

Der menschenscheue Einzelgänger weiss gar nichts mit dem Fund anzufangen. Sein Leben bestand bisher aus Tauschvorgängen, Pfand gegen Geld, Bezahlung gegen Liebesdienste im Hurenviertel, und langer Einsamkeit. Jetzt hat er ein Problem, das sich nicht einfach weghandeln lässt. Trotzdem versucht er es, und gerät damit immer tiefer in einen Strudel aus unbedingter Hinwendung.

Er engagiert Nachbarin Sofia, sich um das Balg zu kümmern, und geht auf die Suche nach der Prostituierten, die ihm womöglich die Rendite eines alten Geschäfts rücküberwies. Zugleich wird er in Beziehungen verwickelt, die er bisher stets vermied. Um Nahrung für Baby zu beschaffen, verkauft er Pfandstücke auf dem Schwarzmarkt, kriegt dafür aber bloß Falschgeld, und plötzlich versammelt sich in seiner ärmlichen Wohnung eine ganze Familie Gescheiterter.

So richtig schlüssig ist die Hauptgeschichte nicht, die Clemente scheinbar lehren soll, dass Geld nicht alles, ein Kind aber immer mehr wert ist. Zu fremd auch erscheint hier Lima, wo ein Obdachloser einen Rollstuhl stehlen muss, um seine kranke Freundin aus der Klinik in eine ungewisse Zukunft zu entführen. Aber gerade die Lakonie, mit der die Vegas fast wortlos streng komponierte Szenen aneinanderreihen, nimmt für den Film ein.

Wing

P 2010 R + B: Daniel & Diego Vega K: Fergan Chávez-Ferrer D: Bruno Odar, Gabriela Velásquez, Carlos Gasols