INDIANA JONES 4

Endlich Ruhe

Das bunte Abenteuerkino der 80er macht noch mal ein Fass auf

Das gehört in ein Museum" lautet einer der Standard-Sätze des kampferprobten Archäologen Henry Jones Jr., wenn er gegen gierige Grabräuber ins Feld zieht. "Genauso wie du" hatte einer seiner Kontrahenten ihm in der dritten Folge zugeraunt - ein selbstironischer Verweis des Films, der sich seiner eigenen Antiquiertheit durchaus bewusst war.

Das ist neunzehn Jahre her. Die digitale Filmtechnik, die die Abenteuerfähigkeit des Kinos ins Unermessliche steigern sollte, steckte damals noch in den Kinderschuhen. Aber ein Hauch von Abschied lag damals schon in der Luft. Kaum einer hätte seinen Filzhut darauf verwettet, dass Harrison Ford noch einmal die Peitsche an den Gürtel schnallt. Vielleicht war es klug, dass die drei alten Herren - Steven Spielberg als Regisseur, George Lucas als Produzent und Harrison Ford als Hauptdarsteller - das Comeback so lange hinausgezögert haben. Denn nachdem Computeranimateure mittlerweile alle Katastrophen durchbuchstabiert und Superhelden im Akkord produziert haben, werden heute wieder Sehnsüchte nach den physischen Helden des Popcorn-Kinos der 80er-Jahre wach. Und der verschwitzte Archäologe mit zerknautschtem Fedora-Hut, abgewetzter Lederjacke und einwangigem Lächeln ist einfach der perfekte Gegenentwurf zu den glattgepixelten Figuren aus dem Cyberspace.

Spielberg und Lucas - beide selbst Gründerväter des modernen Computer-Effekte-Kinos - setzen deshalb auch gezielt auf nostalgische Effekte und fein dosierte Selbstironie, auch wenn mit Teenie-Star Shia LaBeouf, der dem gealterten Helden zur Seite gestellt wird, das jugendliche Publikum an den Haken genommen werden soll.

Zum Plot: Stalins Lieblingswissenschaftlerin Irina Spalko (Cate Blanchett) will mithilfe eines Kristallschädels dem Sozialismus und den eigenen Allmachtsfantasien zum Durchbruch verhelfen. Und so geht die Reise vom US-Atomwaffentestgelände in Nevada, wo Indy in einem Kühlschrank von der Druckwelle aus der Gefahrenzone herausgeschleudert wird, nach Peru in finsterste Grabstätten mumifizierter Konquistadoren, bis in den Amazonas, wo eine Tempelanlage der Mayas ihrer fachgerechten Verwüstung entgegensieht.

Ohne viel modernisierenden Schnickschnack bleibt auch diese Indiana-Jones-Reanimation den Versprechungen des Labels treu. Ford beweist mit seinen 65 Lebensjahren im traditionellen Faustkampf noch eine beachtliche Elastizität.

Die Action-Sequenzen, wie etwa die hinreißende Fechtszene auf zwei nebeneinander rasenden Autos, verbinden die Eleganz des klassischen Abenteuerkinos mit den Ansprüchen moderner Effektemeierei. Als besonderes Bonbon für die Fans wurde Karen Allen, die in der ersten Folge die patente Geliebte spielte, als Kampfgefährtin wieder unter Vertrag genommen.

Und so endet diese Folge ganz ohne Cliffhanger vor dem Traualtar, wo der Held nach 27 Dienstjahren auf dem Gebiet argloser Kinounterhaltung tapfer der familiären Langeweile entgegensieht.

Martin Schwickert

Indiana Jones and the Kingdom of the Crystal Skull USA 2008 R: Steven Spielberg B: David Koepp, George Lucas D: Harrison Ford, Shia LaBeouf, Cate Blanchett