IN MEINEM HIMMEL

Für immer 14

Peter Jackson hängt den Himmel voller Poster

Am Anfang ist es noch richtig lustig. Susie Salmon, ein aufgewecktes Mädchen von 14, stellt ihre Familie vor. Mit mehr Witz als ihr eigentlich zu Gebote stehen kann. Dies ist meine Mutter, sagt sie, und wir sehen Rachel Weisz erst jung und verliebt versunken in existenzialistischer Literatur, dann verheiratet und mit Kindern in Kochbüchern. Solche Übergangs-Rituale macht Regisseur Peter Jackson oft, aber meist nur mit dem Sinn, sein Handwerk vorzuführen.

Dann wird es gruselig. Ich war 14, trällert Susie weiter, als ich ermordert wurde. Es war ein Mann aus der Nachbarschaft, erfahren wir noch, und wir sehen einen verdächtig dicken, angeschmuddelten Mann in Susies Richtung starren. Er war es nicht, sagt sie, und ab jetzt wird keine Erwartung mehr enttäuscht.

Susies Familie lebt in warmem Licht in einem Vorort in den frühen 70ern. Alle sind glücklich und Susie hat ihre erste Verabredung mit einem schönen Jungen. Leider lebt Stanley Tucci schräg gegenüber und schmiedet finstere Pläne. Eines abends bringt er Susie um, und Peter Jackson lässt die blutige Tat einfach weg. Susie scheint dem Mann knapp zu entkommen, rennt nach Hause und kommt stattdessen in ihrem Himmel an. Der sieht erst ganz vertraut aus, nur das Licht wechselte auf kalt und blau. Außerdem fehlen die Eltern, die Freunde. Dafür wuchern schnell Posterlandschaften auf, glitzernde Gletscher und blühende Wiesen, Paradiese aus dem Poesiealbum. Susie tollt etwas herum bis sie entdeckt, dass dies nicht der Himmel ist, sondern eine Zwischenwelt.

Hier sollte sich der Film entscheiden, ob er einem Kind dabei folgt, sich von der Welt zu lösen, den Überlebenden dabei zusieht, wie sie am Überleben zerbrechen. Oder mit ein paar Geistertricks den Mörder sozusagen aus dem Grab heraus fängt. Leider tut er es nicht.

Alles sieht eindrucksvoll aus. Aber nichts ergibt wirklich Sinn, und jeder Teil stört den anderen. Hier wird Susies Vater bei der Suche nach dem Mörder selbst so besessen, dass er fast mit ihm verschmilzt. Aber schon küsst dort Susies Freund eine andere, und im Jenseits orakelt jemand, es werde langsam Zeit, ins Licht zu gehen. Andersherum, wenn Susie lernt, dass es eine Zeit zu gehen gibt, dann lockt im Diesseits eine Passage für Nackenhaare oder Tränendrüsen vom Entschlafen weg.

Zwei Jahre lang quält sich Susie in ihrer Zwischenwelt herum. Über zwei Stunden braucht Peter Jackson für einen Stoff, der in eine Twilight Zone-Episode gepasst hätte. Und trotzdem hätte man am Ende gerne mehr gesehen. Jedenfalls von Saoirse Ronan, die ihre recht eigenschaftslose Susie Salmon hinreißend verkörpert. Und von Susan Sarandon, die völlig quer zum sonstigen Gemüts-Ton des Films als resolute Schnapsdrossel duch das Jammertal fegt, genauer: staubsaugt.

Wing

The Lovely Bones USA/GB/NZ 2009. R: Peter Jackson B: Peter Jackson, Fran Walsh, Philippa Boyens K: Andrew Lesnie D: Saoirse Ronan, Susan Sarandon, Stanley Tucci, Mark Wahlberg, Rachel Weisz