IN THE MOOD FOR LOVE

Traurige Liebe

Verlust als Rollenspiel

Wie ein süßlich-schwerer Lufthauch wirkt Wong Kar-Wais In the Mood for Love . Voller Leichtigkeit und Melancholie schwebt er dahin. Im Hongkong der frühen 60er Jahre sind die Verhältnisse sehr eng, kaum jemand kann sich eine eigene Wohnung leisten. So wohnen die meisten Menschen zur Untermiete. Das gilt auch für die Sekretärin Li-zehn (Maggie Cheung) und ihren Ehemann, der als Vertreter häufig auf Geschäftsreise ist. Zufällig beziehen die beiden am selben Tag ihr kleines Reich wie Chow (Tony Leung), Chefredakteur einer örtlichen Tageszeitung, und seine Frau. Auch sie ist selten zu Hause. Da die beiden Wohnungen nebeneinander liegen, laufen sich Chow und Li-zehn ständig über den Weg. Als sie bemerken, dass ihre Ehepartner einer Affäre miteinander haben, entwickelt sich zwischen ihnen mehr und mehr ein Verhältnis aus Erotik und Liebe.

Wong Kar-Wai erzeugt in seinem Film eine eigene Form von Romantik. Als Chow und Li-zehn die Affäre ihrer Ehepartner entdecken, fragen sie sich als erstes, wie es dazu kommen konnte. Spielerisch stellen sie Situationen nach, die ihnen die Annäherung der besseren Hälften erklären sollen. Auf diese Weise befinden sie sich in einem Zustand aus Nähe und Distanz. Das künstliche ihrer Handlung lässt sie glauben, sie hätten nichts miteinander. Trotzdem ist bereits hier die Spannung zwischen beiden zu spüren. Da ist mehr, als das sie einfach nur auf den Spuren ihrer Partner wandeln. Als kluger Schachzug des Drehbuchs erweist sich die Tatsache, dass der Zuschauer nur Li-zehn und Chow zu sehen bekommt. Von den Ehebrechern gibt es lediglich mal die Stimme zu hören oder der Rücken ist im Bild. Dadurch rätseln auch wir herum, wie alles passiert ist und lassen uns ganz auf das prickelnde Spiel der Hauptfiguren ein. Die Bilder des Filmes sind von einer zarten Schönheit und leichtem Schwermut, wenn kleine Gassen bei Nacht und Laternenlicht gezeigt werden, Li-zehn in Zeitlupe zum Nudelholen schreitet oder Regen fällt. Es gelingt dem Film, die einzelnen Szenen mit der Romantik zwischen den beiden und dem Schmerz über den Ehebruch der Partner anzufüllen. Deswegen steht die Melancholie direkt neben der Liebe. Aber es ist eine Melancholie, die einem das Gefühl gibt, am Leben zu sein.

Stefan Dabrock

Hongkong 2000 R&B: Wong Kar-Wai. K: Christopher Doyle D: Maggie Cheung, Tony Leung, Rebecca Pan, Lai Chen, 97'