JARHEAD - WILLKOMMEN IM DRECK

Konstante Angst
US-Soldaten warten auf den Golfkrieg

Krieg ist nicht schön, aber dass das Warten auf den Schlachtbeginn auch keinen Spaß macht, zeigt uns Sam Mendes' Jarhead. Basierend auf den Memoiren des US-Soldaten Anthony Swofford, führt uns der Film zurück zum ersten Golfkrieg von 1991, der ganze vier Tage, vier Stunden und eine Minute dauerte, um dann in einer unbefriedigenden Zwischenlösung zu enden.
Für Swofford (Jake Gyllenhaal), der in einem schwachen Moment beim US Marine Corps unterzeichnete und zum Scharfschützen ausgebildet wurde, war der Krieg so schnell wieder vorbei, dass er noch nicht einmal einen Schuss abfeuern durfte; seine Erinnerungen beziehen sich deshalb auf die lange Wartezeit in der Wüste, die er und seine Kameraden hinter sich bringen mussten, ohne vor Langeweile verrückt zu werden.
Jarhead schafft es, aus diesem Makel eine Tugend zu machen: die Ausbildung der jungen Rekruten zu Kampfmaschinen; das Posieren für die ständig präsenten Fernsehkameras und die konstante Angst davor, während dieser verlorenen Zeit die Zuhause wartende Freundin zu verlieren, zeichnen ein klares, unverklärtes Bild des modernen Krieges, bei dem die Soldaten kaum noch wissen, gegen wen sie vermeintlich kämpfen und warum.
Regisseur Sam Mendes (American Beauty) bezieht den Humor des Films aus dem grundlegenden Dilemma der Soldaten: als ausgebildete Kampfmaschinen, denen die Wichtigkeit des Krieges eingetrichtert wurde, möchten sie ihren Teil zum Gelingen der Kampfhandlungen beitragen; also warten sie auf einen Feind, der schon längst in Grund und Boden gebombt wurde oder sich bereits ergeben hat. In dieser Hinsicht ist Jarhead weniger ein Film über den Krieg als über die Soldaten und in dieser Tradition sicherlich näher an Full Metal Jacket als an Apocalypse Now. Vor allem ist es aber ein Film, der uns anschaulich und ohne Umschweife zeigt, wie sehr der Krieg Soldaten verändern kann, ob sie nun einen einzigen Schuss abfeuern oder auch nicht.

Karsten Kastelan
USA 2005 R: Sam Mendes. B: William D. Broyles Jr. K: Roger Deakins. D: Jake Gyllenhaal, Peter Sarsgaard, Brian Geraghty, Jamie Foxx, Chris Cooper, Dennis Haysbert. Bundesstart: 5.1.06 / Das Buch ist in Ultimos Netz-Archiv unter "Bücher von A-Z" zu finden.