JENNIFER'S BODY

Weiblich, blutig, jung

Teenie-Horror mit Humor-Bissspuren

Es ist alles wahr", sagt eine Nebenfigur etwa in der Mitte des Films, "Es stand in Wikipedia." Na dann. Im Netz stand auch, der neue Film des neuen Fräuleinwunders Diablo Cody (Drehbuch-Oscar für Juno ), habe in Amerika eher mäßig abgeschnitten, trotz des anderen Wunderfräuleins Megan Fox, das hier reihenweise Kerls abschlachtet. "You're killing men" brüllt nun wieder deren Freundin (Amanda Seyfried) gewissensweckend auf sie ein. Aber der Vamp kontert knapp: "I'm killing boys." Und die Regisseurin Karyn Kusama (gelobt für Girlfight , geschnitten für Aeon Flux ) lässt die Böse die Gute küssen und am Ende die Gute mehr Blut vergießen, als die Böse vorher trinken konnte. Damit haben Seminare über die weibliche Eroberung des Horror-Genres sicher einen Monat lang zu tun.

Jennifer (Megan Fox) und Anita (Amanda Seyfried) sind seit dem Sandkasten beste Freundinnen. Jennifer wird der Star ihrer Schule mit hechelnden Verehrern, Anita wird das typische Mauerblümchen mit einem Kuschelfreund. Bei einem Rockkonzert im Dorfkrug brennt die Hütte ab und die dunklen Jungs von der Band nehmen Jennifer mit. Nach einer Nacht im Wald kotzt sie Blut in Anitas Küche.

Nur Anita merkt, dass Jennifer jetzt einen ziemlich fiesen Schlag bei Jungs hat. Und der Zuschauer merkt, dass die Autorin genüsslich klassische Horror-Klischees von der einen Pubertät in die andere übersetzt. Derweil spielt die Regisseurin etwas hilflos mit Standard-Situationen herum, bis sie endlich Anitas ersten Geschlechtsverkehr mit Jennifers Ausweidung eines Schuljungen parallelisiern kann.

Da ist viel Schönes dran. Es gibt niedliche Tierchen, die sich im Wald sammeln, um von Jennifers Männerverschlingungsresten zu naschen. Es gibt einen herrlichen Lehrer mit einer Hakenhand, der scheinbar aus einer gestrichenen Handlungslinie übrig geblieben ist. Und es gibt verstörende Wechsel von Ironie und direkter Aktion. Aber leider wird das Gemetzel nicht ganz rund.

Kriegt Jennifer ihre verdiente Strafe? Strafte sie vorher richtig böse Sexmonster ab? Muss die Retterin Schaden an ihrer Seele nehmen? Ist die Mythologie schlüssig? Wäre Jungfräulichkeit ernsthaft ein Ausweg?

Egal. Diablo Cody und Karyn Kusama haben einen deutlich feministischen Horror-Film gemacht, bei dem der klassische "Last Man Standing" eben weiblich ist und erst zu den Schlusstiteln (Sitzen bleiben!) richtig los legt. Das sollten sich Teenies ungefähr zum zweiten Date angucken.

Wing

USA 2009, R: Karyn Kusama B: Diablo Cody K: M. David Mullen D: Megan Fox, Amanda Seyfried, Adam Brody, Johnny Simmons