»DER JUNGGESELLE«

Der Ehe-Express

Chris O'Donnell muß plötzlich heiraten

Sein Junggesellen-Dasein vergleicht Jimmy Shannon (Chris O'Donnell) gerne mit dem Leben eines wilden Mustangs. Frei und ungebunden galoppiert das Tier im Manne von einer saftigen Weide zur nächsten. Immer wenn eine Geliebte das Wort "Zukunft" erwähnt, überkommen Jimmy diese Mustang-Fantasien.
Jimmy geht auf die Dreißig zu. Um ihn herum, wird geheiratet, was das Zeug hält. All seine Kumpels sind schon unter der Haube. Brautsträuße wirbeln unentwegt durch die Luft. Seit drei Jahren macht Jimmy mit Anne (Renée Zellweger) das, was man in Amerika "dating" nennt. Obwohl das Glück auch ohne Trauschein und gemeinsamen Haushalt andauert, entsteht ein gewisser Vermählungsdruck. Halbherzig macht Jimmy seiner Lebensabschnittsbegleiterin einen Heiratsantrag, der von Anne wegen erheblicher formaler Mängel zurückgewiesen wird und zu sofortiger Trennung führt. Das handelsübliche romantische Tauziehen wird dadurch verstärkt, dass Jimmy eine 100 Millionen Dollar-Erbschaft macht unter der Bedingung, dass er bis zu seinem 30.Geburtstag in den Stand der Ehe tritt. Ganze 27 Stunden bleiben bis dahin, und auch beim zweiten Versuch lässt Anne den geläuterten Junggesellen abblitzen. So macht sich der Bräutigam auf die Suche nach einer heiratswilligen Frau und durchforstet erfolglos die Liste der Ex-Freundinnen. Eine Zeitungsannonce führt schließlich dazu, dass Heerscharen von heiratswütiger Frauen den geplagten Erben durch die hügeligen Straßen von San Fransisco jagen.
Als romantische Komödie aus männlicher Sicht verkauft sich Gary Sinyors Hochzeitsschmonzette Der Junggeselle . Dabei fällt der Film weniger durch politisch unkorrektes Machogehabe unangenehm auf, als durch die erschreckende Mutlosigkeit, mit dem der Kampf der Geschlechter in Szene gesetzt wird. Chris O'Donnell, der sich hier auch als Produzent engagierte, ist als eingefleischter Junggeselle eine grandiose Fehlbesetzung. Nicht eine Sekunde nimmt man dem Buttermilch-Gesicht den lustvoll ledigen Lebemann ab. Farblos stolpert O'Donnell durch die vorhersehbare Geschichte und ringt unbeholfen mit seinen begrenzten mimischen Ausdrucksfähigkeiten. Renée Zellweger ( Jerry Maguire ) hätte man einen würdigeren Match-Partner gewünscht, aber auch sie hat in ihrer Rolle zwischen blondgelocktem Engel und beleidigter Leberwurst wenig Entwicklungsmöglichkeiten. Kaum zu glauben, dass der britische Regisseur Gary Sinyor, der 1992 mit dem schrägen Kultfilm Leon the Pig Farmer debütierte, sich nun mit solch biederen Kino-Stickereien abgibt. Der Junggeselle ist ein Remake des Buster-Keaton-Klassikers Seven Chances (1925), und die finale Verfolgungsjagd der Bräute ist längst in die Filmgeschichte eingegangen. Sinyor hat die Szene mit über 1000 nicht-digitalen Bräuten aufgebläht und schafft es damit allenfalls ins Guiness-Buch der Rekorde.

Martin Schwickert