JUGEND OHNE JUGEND

Der nächste bitte

Alexandra Maria Lara zappt sich durch die Existenzen.

Eigentlich muss sich ein Mann wie Francis Ford Coppola keine Sorgen um die eigene Unsterblichkeit machen. Mit Apocalypse Now und Der Pate hat sich der italoamerikanische Regisseur meisterhaft in der Filmgeschichte verewigt und Tochter Sofia führt seit Lost in Translation das Familien-Handwerk erfolgreich weiter. Dennoch hat Coppola, nachdem er in den letzten zehn Jahren hauptsächlich als Produzent (und Winzer) tätig war, mit 70 noch einmal im Regiestuhl Platz genommen, um in Jugend ohne Jugend über die Sehnsucht nach Unsterblichkeit zu sinnieren.

Eigentlich will der rumänische Historiker Dominic Matei (Tim Roth) seinem Leben selbst ein Ende bereiten, als er auf dem Marktplatz von einem Blitz getroffen wird. Schwer verkohlt wird er ins Krankenhaus eingeliefert und regeneriert sich dort, weit über die Erwartungen der Mediziner hinaus. Nicht nur die Wunden verheilen schnell. Auch das Gebiss des alten Mannes wird durch nachwachsende Zähne grunderneuert.

Nach dem Unfall verjüngt sich der Patient mit jedem Tag, was nicht nur der behandelnde Arzt (Bruno Ganz) mit wissenschaftlichem Interesse verfolgt, sondern auch den Nazi-Wissenschaftler Dr. Rudolf (André Hennicke) auf den Plan ruft, der für Volk, Führer und Vaterland das Geheimnis der Unsterblichkeit lüften will.

Matei flüchtet in die Schweiz, wo er nach dem Krieg Veronica (Alexandra Maria Lara) begegnet, die genauso aussieht wie seine große, glücklose Liebe Laura, die den besessenen Wissenschaftler vor vielen Jahrzehnten verlassen hat.

Wie das Schicksal es will, wird auch Veronica vom Blitz getroffen und spricht danach körperlich überraschend unversehrt - Potz Blitz! - in Sanskrit. Grund für die plötzliche Sprachverwirrung ist ihre vorgeburtliche Vergangenheit.

Ungeheuer erleuchtet kommt Coppolas Alterswerk daher. Aber über die esoterische Botschaft verliert der Meister, der hier eine Erzählung des rumänischen Autors Mircea Eliade adaptiert, deutlich den dramaturgischen Spannungsbogen aus dem Auge.

Im Kriechgang schleppt sich der Film von einer Reinkarnation zur nächsten, wechselt unmotiviert zwischen den Zeitebenen und zieht den pseudophilosophischen Diskurs über die Relativität des menschlichen Bewusstseins qualvoll in die Länge.

Nicht nur Alexandra Maria Lara ist von der Multipersonalität ihrer Rolle als Seelenwanderungsmedium überfordert. Auch Tim Roth führt ohne nachweisbares Leinwandcharisma durch die krude Geschichte. Jugend ohne Jugend kommt mit dem Gestus des Vermächtnisses eines Meisterregisseurs daher, strahlt allerdings mehr esoterische Senilität als filmemacherische Lebensweisheit aus.

Martin Schwickert

Youth Without Youth USA/D/I/F/Rumänien 2007 R&B: Francis Ford Coppola nach einer Novelle von Mircea Eliade K: Mihai Malaimare Jr. D: Tim Roth, Alexandra Maria Lara, Bruno Ganz