DER GROßE KATER

Polit-Intrigen

Ein müder Thriller über einen alten Schweizer Bundespräsidenten

Vor etwas mehr als 10 Jahren war die Schweiz in einiger Aufregung, als Thomas Hürlimanns Roman Der große Kater erschien. Immerhin hatte der Autor seinen eigenen Vater als Hauptfigur verarbeitet und kreuzte Familiengeheimnisse mit einer Art Staatsstreich in den späten 70ern. Heute mokieren sich die Eidgenossen eher darüber, dass in der Verfilmung alle etwas zu Hochdeutsch sprechen. Brisanz ist was anderes.

Bruno Ganz ist der "große Kater", ein gewiefter Präsident des Bundesrats, der auf dem Gipfel der Macht Schwierigkeiten mit Umfragewerten und "Parteifreunden" hat. Außerdem liegt sein Sohn zum Sterben in einer Kinderkrebsklink, was er und seine junge Frau aber strikt vor der Öffentlichkeit verbergen. Kompliziert wird die Lage, weil der Kater seine Frau früher mal dem Geheimdienstchef des Landes ausspannte und in Rückblenden wildromantisch barfuß als Bergbauerssohn aufwuchs. Dort lernte er wohl den Durchsetzungswillen, dort hakt sein später Spitzname ein, nach dem ein Kater sieben Leben hat und sich auch von bösen Schlägen erholt.

Der Kater inszeniert einen pompösen Staatsbesuch des spanischen Königs, um die Öffentlichkeit zu beeindrucken. Sein Ex-Rivale leitet das Damenprogramm in die Krebsklinik um, um den Präsidenten als skrupellosen Medienausbeuter zu entlarven. Die Frau glaubt das, macht ausgerechnet auf einem Staatsbankett eine Szene, und das Politische und das Private verschmurgeln zu einer Art Soap-Opera. Immerhin mit ein paar Thriller-Elementen aus der Mottenkiste und irritierenden Sprenkeln der Subversion.

Der fiese Geheime (Ulrich Tukur) hört jeden höchstpersönlich ab, der päpstliche Nuntius intrigiert bis in die Sitzordnung beim Festessen hinein, der große Kater aber windet sich mehrmals in letzter Sekunde aus seiner öffentlichen Demontage. Außerdem hat er Ansätze eines Doppellebens, in dem eine Schnapshöhle und ein Bordell eine unklare Rolle spielen.

Bruno Ganz schleppt sich ganz ansehnlich zwischen Ekel vor sich selbst und leicht gebeugter Staatsmännlichkeit durch das verworrene Drehbuch. Ulrich Tukur hält sich in seiner Nebenrolle ungewohnt zurück, Edgar Selge gibt als Nuntius fast eine Parodie auf alle Musketier-Richelieus, und Marie Bäumer wird aufgerieben zwischen ihren Einsätzen als First Lady, verzweifelter Mutter und Geliebter der Macht.

Wing

CH/D 2010. R: Wolfgang Panzer B: Claus Peter Hant, Dietmar Güntsche K: Edwin Horak D: Bruno Ganz, Marie Bäumer, Ulrich Tukur, Christiane Paul, Edgar Selge