Kein Mittel gegen Liebe

Werbespot fürs Sterben

Schöner Abgehen mit Kate Hudson

Sie ist jung, sie ist frech, sie vögelt herum, arbeitet natürlich in einer Werbeagentur - und muss keine 10 Minuten nach Filmbeginn die Diagnose "Darmkrebs" hinnehmen. Das schlägt Marley Corbett so sehr aufs Gemüt, dass sie Gott begegnet in Gestalt von Whoopie Goldberg, die ihr sagt, dass sie sterben muss und dass sie drei Wünsche frei hat.

Zwischen mystifizierendem Pipifax und der langsamen Versöhnung mit dem Tod schwankt dieses sentimentale Filmchen der TV-Regisseurin Nicole Kassell, die sich mit Russell Carpenter und New Orleans einen Kameramann und eine Stadt besorgte, die ihre jeweiligen Vorzüge gut zur Geltung bringen. Manchmal sieht "A Little Bit From Heaven" (O-Titel) aus wie ein Werbespot fürs Sterben.

Die Drehbuchdebütantin Gren Wells (einzige weitere dokumentierte Leistung: Eine "Beteiligung" bei den MTV Awards 2001 zu finden, was immer man da auch an Drehbuch braucht...) hält sich brav an die Vorschriften (Buddie-Humor, schwuler Freund, nette Clique), und wenn Kate Hudson am Ende stirbt wird direkt nebenan ein Baby geboren.

Ist das nicht schön?

Nein, ist es nicht.

Gegenlichtästhetik ist kein Ersatz für Ehrlichkeit, gute Schauspieler (Kathy Bates, Treat Wiliams) sind kein Ersatz für ein Drehbuch, und diese Erwachsenen-Version von Ally McBeal wirkt heute vorwiegend peinlich. Werbeagenturen in Gebäuden mit freiliegenden Holzbalken sind irgendwie schrecklich vorbei.

Trotz netter kleiner Szenen zieht sich das mächtig: Marley muss sich erst ein bisschen in ihren gutaussehenden Arzt verlieben, muss ihn wieder wegstoßen ("Ich brauche keine Beziehung! Und welcher Mann verliebt sich in eine sterbende Frau!?"), ihn dann annehmen und darf ihm dann sterbend in die Augen sehen.

Dass Kate Hudson dieses Sterben nur durch ein zunehmend gruseligeres Makeup andeuten durfte, sagt alles über die Verlogenheit des Films. Warum Produzent Harvey Weinstein, sonst gefürchtet für seine Scherenhände, hier nicht eingriff und diesen endlos langen Schmonzes wenigstens von todlangweiligen 106 Minuten auf erträgliche 80 herunter kürzte, bleibt ebenso rätselhaft wie die Antwort auf die Frage, warum man dieses Projekt zwei Blondinen übergab, deren wirklichkeitsverkleisternde Weltsicht im Fernsehen gut aufgehoben sein mag, im Kino aber nur peinlich wirkt.

Victor Lachner

A Little Bit Of Heaven. USA 2011 R: Nicole Kassell B: Gren Wells K: Russell Carpenter D: Kate Hudson, Peter Dinkalge, Lucy Punch, Gael Garcia Bernal