KISS THE COACH

Sport mit Liebe

Ein amerikanisch-europäischer Doppelpass

Sportfilme gehen eigentlich immer ins Aus, Filme mit Kindern meistens ins weinende Auge, und Filme, in denen ein Ehemann seine Exfrau zurück gewinnt, haben oft einen freiheitsbeschneidenden Unterton. Zu den drei Hindernissen lädt sich der italienische Regisseur Gabriele Muccino auch noch das Handycap auf, in Amerika vom Fußball zu erzählen. Vom Kinderfußball.

George Dryer (Gerard Butler) war in Europa ein Soccer-Star, bis er auf dem Höhepunkt des Ruhms verletzt wurde und für immer vom Feld verschwand. Außerdem zog er nach Amerika, um seinem neunjährigen Sohn und seiner Exfrau nahe zu sein. Die ganze Vorgeschichte handelt Muccino mit schnellen weiten Pässen ab und kommt erst zur Ruhe, wenn der gescheiterte Vater beim Besuchstag dem Sohn beim Kinderfußball im Park zusieht. Ausführlich zelebriert Muccino das unverständige Gewusel, das Laien-Trainer dort anrichten, und erstaunlich lange dauert es, bis sich George schließlich dazu hinreißen lässt, den Kids mal zu zeigen, wie Fußball richtig geht.

Holterdipolter steigt er zum Schwarm der Suburbia auf, wird als Kindertrainer verpflichtet und fortan von jeder Menge schöner Spieler-Mütter angehimmelt. Catherine Zeta-Jones, Uma Thurman und Judy Greer baggern den schönen Mann mit dem interessanten schottischen Akzent an, nur Jessica Biel, seine Exfrau, steht kurz vor ihrer zweiten Heirat mit dem neuen Freund.

Jetzt müsste eigentlich die Komödie kommen, und es gibt auch ein paar kleine Witze und einige der üblichen Verwicklungen. Viel lieber aber schwelgt Muccino in bedeutsamen Bilden mit viel Natureinsatz, etwa wenn Vater und Sohn im strömenden Regen Ball spielen und die besorgte Mutter mit feuchten Augen aus dem Überwachungsauto heraus zusieht. Außerdem muss George auch noch eine ernsthafte Charakterwandlung durch machen, bis sich endlich, nach langem Getändel im Mittelfeld, gleich zwei Torchancen auf einmal ergeben. Eine Spieler-Mutter hat ihm einen lukrativen Job als Fußball-Kommentator in einem anderen Bundesstaat besorgt, und seine Exfrau hat ihm ihre immerwährende Liebe gestanden. Was wird er wohl tun?

Leider will das zu diesem Zeitpunkt des Films keiner mehr wissen. Mit der Entscheidung, aus der im Ansatz romantischen Komödie ein Charakter-Drama zu machen, tritt Playing for Keeps (Originaltitel) einfach in der falschen Liga an. Der "deutsche" Titel versucht, noch ein bisschen zu retten, aber im Ergebnis bleiben 0 Punkte.

Wing

Playing for keeps. USA 2012. R: Gabriele Muccino B: Robbie Fox K: Peter Menzies Jr. D: Gerard Butler, Dennis Quaid, Noah Lomax, Jessica Biel, Uma Thurman, Catherine Zeta-Jones, Judy Greer