KLEINRUPPIN FOREVER


Im Osten nichts Neues

Ost-West Klischees im Minutentakt

Wir schreiben das Jahr 1985. Der 19-jährige Popper Tim (Tobias Schenke) lebt als verwöhntes Einzelkind in Bremen und gilt als hoffnungsvoller Nachwuchstennisspieler. Er wird in Kürze sogar ein Stipendium an einer renommierten Akademie in Florida antreten.
Doch zuvor steht noch eine Klassenreise in die DDR an. Im verschlafenen Nest Kleinruppin trifft er unverhofft auf seinen Zwillingsbruder Ronny (auch Schenke), von dem er bis dato noch nichts wusste. Die Brüder waren als Babys nach einem Autounfall der Eltern von zwei verschiedenen Familien adoptiert worden. Tim erzählt seinem Bruder vom luxuriösen Leben im goldenen Westen. Da wittert Ronny seine einmalige Chance. Er schlägt seinen Bruder kurzerhand mit einer Flasche K.O und reist mit dessen Schulklasse zurück nach Bremen.
Tim indessen verzweifelt im Osten total, denn niemand nimmt ihm seine unglaubwürdige Geschichte ab. Er setz alles daran, in den Westen zurückzugelangen. Doch wie nicht anders zu erwarten verliebt er sich in Ost- Schönheit Jana und gerät in einen Gewissenskonflikt zwischen Liebe und Luxus. Was am Ende siegt, ist absehbar.
Mit Kleinruppin Forever versucht Regisseur Carsten Fiebeler auf die Ostalgie-Welle im Sog von Good Bye Lenin aufzuspringen. Das gelingt ihm nur bedingt. Etwas weniger Schwarz-Weiß Malerei hätte dem Film sicher gut getan. Die unzähligen Ost-West Klischees haben mittlerweile nicht nur einen langen Bart, sondern sie nehmen dem Film auch jegliche Authentizität, die den fehlenden Witz noch hätte ausgleichen können.
Auch die Besetzung der Doppelrolle mit Tobias Schenke (Harte Jungs) funktioniert nicht. Den alternativen Ost- Rocker nimmt man ihm gerade noch ab, doch als schnöseliger West-Popper wirkt er trotz Schmalzfrisur und Lacoste- Polo nicht besonders überzeugend. Getragen wird der Film stattdessen von Neuentdeckung Anna Brüggemann als Jana sowie von den Nebendarstellern Michael Gwisdek, Uwe Kockisch und Michael Kind.
Wer sich an Ostalgie noch nicht satt gesehen hat, der wird an der Reise in die DDR der Achtziger dennoch seine Freude haben.

Sandra Diekmann
D 2003. R: Carsten Fiebeler. B: Peer Klehmet, Sebastian Wehlings. K: Bernhard Jasper. D: Tobias Schenke, Anna Brüggemann, Michael Gwisdek, Uwe Kockisch