KLEINE WUNDER IN ATHEN

Konflikte am Kiosk

Eine leise Multikulti-Komödie mit etwas Weisheit

Stavros ist um die 50, Grieche und lebt davon. Jedenfalls scheint er keinem ordentlichen Beruf nachzugehen. Wenn er nicht gerade sein altes Mütterchen auf einem alten Moped zum Arzt fährt, sitzt er vor seinem Kiosk ohne Kunden in der Sonne. Neben ihm sitzen seine Freunde. Auch allesamt Griechen und Kioskbesitzer nebenan.

Ob es im verschlafenen Athener Stadtteil "Platons Akademie" wirklich so viele Kioske an einem winzigen Kreuzungsplatz gibt, wissen wir nicht. Aber die Ausgangssituation in diesem Film des Deutschgriechen Filippos Tsitos ist ohnehin eher als Satire-Bühne angelegt.

Auf der mokieren sich dann die lebensklugen Kiosk-Philosophen etwa über emsige Chinesen, die das Haus gegenüber renovieren und den ganzen Tag bloß arbeiten. Oder über das Mahnmal der interkulturellen Solidarität, dass die Regierung mitten auf ihrem Platz errichten will.

Mit albanischen Gastarbeitern. Da werden die Einheimischen schon fast revolutionär und bauen des Nachts patriotisch zurück, was die Politik über Tag angerichtet hat.

Doch dann taucht ein Albaner auf, den Stavros' Mutter, sonst nach einem Schlaganfall dahindämmernd, plötzlich als verlorenen Sohn erkennt.

Weil der Albaner seinerseits früh von seiner Mutter getrennt wurde, nimmt er die Familienchance gerne wahr.

Die Mutter blüht auf, spricht plötzlich fließend Albanisch, und Stavros gerät allmählich bei seinen Freunden in Verdacht, selbst auch ein verkappter Albaner zu sein. Obwohl er kein Wort Albanisch versteht und bei Fußballübertragungen immer lautstark für die Griechen ist.

Natürlich zerbricht die Freundschaft vorübergehend, natürlich scheitert Stavros beim Versuch, sich patriotisch zu rehabilitieren, und natürlich wird am Ende trotzdem alles wieder gut. Unter Alkoholeinfluss und am Grab der Mutter.

Offensichtlich haben Griechen, auch wenn sie in Berlin Film studierten (wie Filippos) einen seltsamen Humor. Mal brachial (der Hund "Patriot" bellt nur Albaner an), mal albern (der Albaner heißt "Marengelen" - von Marx, Engels, Lenin), mal poetisch: Stavros sitzt nachts auf dem Balkon und hört mit Kopfhörer (um Mutter nicht zu stören) Rory Gallagher aus seiner wilden Zeit.

Wing

G/D 2009 R: Filippos Tsitos B: Alexis Kardaras K: Polidefkis Kirlidis D:Antonis Kafetzopoulos, Anastas Kozdine, Titika Saringouli