KLOPKA - DIE FALLE

Die Beichte

Schuld und Sühne in Serbien

Rote Ampeln sind ein wesentliches Stilmerkmal dieses serbischen Psycho-Thrillers. Vor den roten Ampeln steht häufig der kleine Bauunternehmer Mladen in seinem kleinen roten R4. Er hält sich an die Regeln, er wartet, dass jemand ihm ein Zeichen zum Losfahren gibt, und als er später mal in tiefer seelischer Zerrüttung wieder vor einer roten Ampel steht, wartet er auch noch die Grünphase ab. Regungslos. Jetzt ist ihm der erlaubte Aufbruch auch kein Ausweg mehr.
Mladen leitet eine marode Baufirma kurz vor der Pleite, seine Frau ist Lehrerin, ihr kleiner Sohn ist herzkrank. Die Mittelschichtfamilie in Belgrad kann sich die teure Operation im Ausland nicht leisten. Alle Versuche, irgendwo Geld aufzutreiben, enden in kleinen, müden Spitzen gegen den neuen Kapitalismus im Lande. Die Bank ist längst von Ausländern aufgekauft, und der Sachbearbeiter muss lächeln ("Anweisung der Geschäftsführung, sorry, Kumpel"), während er den Kredit ablehnt. Ein alter Freund baut Luxusvillen und hat gerade nichts flüssig. Und die Zeitungen sind voll von Anzeigen, die um Spenden für diese oder jene persönliche Notlage bitten.
Da meldet sich ein Mann, der Mladen die Operation finanzieren will. Er soll nur vorher einen dieser neureichen Geschäftsleute umbringen, die ständig mit ihren großen Autos in Belgrad herumfahren. Natürlich lehnt Mladen ab. Und natürlich bleibt es nicht dabei. Das Leben eines vermutlich mafiösen Ekels gegen das Leben des eigenen süßen Kindes zu tauschen, das ist doch einer Überlegung wert.
Der Regisseur Srdan Golubovic inszeniert das moralische Dilemma fast ohne Worte, und Hauptdarsteller Nebojsa Glogovac spielt es fast ohne Gesichtsregung. Dass das Angebot unmoralisch ist, müssen normale Menschen wie Mladen nicht groß rumerzählen. Dass das persönliche Problem ein gesellschaftliches ist, wird fühlbar in den tristen Bildern der heruntergekommenen Stadt. Schlimmer wird's noch, weil sich Mladen beim Kinderhüten auf dem Spielplatz mit einer netten reichen Mutter (Anica Dobra) angefreundet hat. Und noch schlimmer, weil sie die Frau des Opfers ist.
Wie das Drama ausgeht, ahnt man von Anfang an. Da sitzt Mladen ziemlich ramponiert vor einem unsichtbaren Gesprächspartner und gesteht, das habe alles nicht so kommen sollen. Jetzt wolle er endlich das richtige tun. Seine Beichte unterbricht immer wieder die konventionelle Erzählung. Am Ende steigt er ins Auto, fährt weg und wartet wieder vor einer roten Ampel.
Klopka ist eine weitgehend packende Tragödie von klassischer Wucht. Ein paar Bilder sind etwas verrutscht, einige Szenen bleiben außerhalb Serbiens sicher unverständlich. Aber dafür kriegt das internationale Publikum sogar eine Autoverfolgung und einen Bösewicht als armes Würstchen.

WING

Serb./D/U 2006. R: Srdan Golubovic, B: Srdan Koljevic, Melina Koljevic, K: Aleksandar Illic, D: Nebojsa Glogovac, Natasa Ninkovic, Miki Manojlovic, Anica Dobra, Bogdan Diklic