»KNOCKIN' ON HEAVEN'S DOOR«

Tot & lustig

Blues Brothers in der westfälischen Pampa.

Hier werkeln keine Trash-Epigonen, keine vergrübelten Autorenfilmer, sondern junge Leute, die unbedingt einen Hit landen wollen, ohne dabei auf ihren Spaß zu verzichten. Bemerkenswert ist nicht, daß Knockin' on Heaven's Door überhaupt entstanden ist, bemerkenswert ist, daß er diese Professionalität, diese handwerkliche Sorgfalt hat. Kunststück, auf der anderen Seite, schließlich stand den Produzenten die Buena Vista als Co-Produzentin zur Seite, und amerikanische Majors wissen, wie man's macht, wenn sie sich wirklich engagieren. Hier tun sie's und das sieht man Knockin' on Heaven's Door in beinahe jeder Einstellung ein.
Nicht, daß Knockin' on Heaven's Door ein perfekter Film wäre. Erstens gibt es sowas sowieso nicht. Und zweitens hat Knockin' on Heaven's Door tatsächlich ein paar Macken zuviel. Die aber letzlich doch nicht ins Gewicht fallen. Es ist wahrscheinlich die alte Geschichte, daß man sich als Zuschauer schon ganz am Anfang entscheiden muß, ob man nun mitgehen will. Oder nicht.
Knockin' on Heaven's Door ist ein Buddy-Movie. Am Anfang treffen sich die Helden Martin Brest (Til Schweiger, der hier auch als Produzent tätig war) und Rudy Wurlitzer (Jan Josef Liefers, zur Zeit auch als Poet in Rossini im Kino) in einem Zugabteil, Brest raucht Kette, und Wurlitzer ist Nichtraucher. Später treffen sie sich wieder, im Krankenhaus, beide haben Krebs, der eine in den Knochen, der andere im Kopf, und beide haben nur noch ein paar Tage zu leben. Und weil Wurlitzer noch nie das Meer gesehen hat, entschließen sich beide nach einem sehr dekorativen Besäufnis mit Tequila und einem Haufen Zitronen in der Krankenhaus-Küche, einen letzten Ausflug zu machen.
Die Schmalspurgangster Henk (Thierry van Werveke) und Ali (absolut großartig: Moritz Bleibtreu) sollen für ihren Chef ein Mercedes-Cabrio (Modell Pagode) irgendwo hin bringen. Was sie nicht wissen: Im Kofferraum liegt ein Köfferchen mit einer Million. Und als unsere totkranken Helden das Auto klauen, wissen sie natürlich auch nichts davon. Sie rauben eine Bank aus (weil sie sich ja Sprit und Klamotten kaufen müssen), haben die Gangster hinter sich und natürlich die Polizei, die schon beruflich etwas gegen Bankräuber hat, selbst wenn sie unheilbar krank sind. Das gipfelt in einer wirklich köstlichen Sequenz, in der Brest und Wurlitzer mitten in der westfälischen Pampa in der Klemme sitzen: vor sich eine Horde schießwütiger Gangster, hinter sich ein paar-zig Polizeiautos, seitlich nichts als Maisfelder. Da muß man dann durch. Blues Brothers meets The Getaway , die Gangster heißen Rodriguez-Brüder, der Kommissar heißt Schneider, und es werden bestimmt noch etliche Film-Jokes gemacht, die uns entgangen sind. Hannes Jaenicke tritt als Highway-Patrol-Man auf, Hark Bohm doziert über das Stockholm-Syndrom, Corinna Harfouch und Helen Duval spielen Krankenschwestern, Sönke Wortmann einen Regisseur und Cornelia Froboess eine Mutter. Und daß die Helden am Ende wirklich das Meer sehen, haben sie Rutger Hauer zu verdanken. Nur Bernd Eichinger als "Mann mit Geld" ist offenbar der Schere zum Opfer gefallen. Macht auch nix.
Knockin' on Heaven's Door hat ein paar Hänger in der Mitte, es gibt störende medizinische und geographische Ungenauigkeiten, und die Puff-Szene am Ende ist einfach peinlich. Naja.
Aber er ist schwungvoll und flott, unterhaltsam und mit sehr viel Liebe gemacht.

Jens Steinbrenner