KOPS

Wir können auch anders

Provinzpolizisten machen sich ihre Verbrechen selbst

Gerade einmal 24 Jahre alt war der schwedisch-libanesische Regisseur Josef Fares, als er mit seiner Low-Budget Produktion Jalla!Jalla! die heimischen Kinocharts stürmte. Die sympathische Multikulti-Komödie, die in 25 Länder exportiert wurde, überzeugte vor allem durch ihre skurrile Figurenzeichnungen und fehlende sozialarbeiterische Ambitionen.
Den liebevoll ironischen Blick auf seine zweite Heimat Schweden hat sich Fares auch in Kops bewahrt. In der Kleinstadt mit dem schönen Namen Högsboträsk ist die Welt noch in Ordnung. Jeder kennt jeden und die örtliche Kriminalitätsrate liegt bei Null Komma Null. Auf dem Revier schlagen die Polizisten die Zeit tot. Ab und an muss mal eine entlaufene Kuh eingefangen werden. Streifenfahrten führen regelmäßig ins Altersheim, wo die Beamten mit den Omas zum Pokern verabredet sind.
Aber dann kommt der lange Arm der Umstrukturierung auch nach Högsboträsk. Aus dem Polizeihauptquartier wird die schöne Jessica (Eva Röse) entsendet, um die Provinzwache abzuwickeln. Deshalb greifen Jacob (Fares Fares) und sein Kollege Lasse (Göran Ragnerstam) nach Dienstschluss zu ungewöhnlichen Arbeitskampfmaßnahmen und treiben eigeninitiativ die Kriminalitätsquote in die Höhe. Ladendiebstahl, Vandalismus, sogar eine fingierte Entführung stehen auf dem Programm und, natürlich gerät das fingierte Verbrechen schnell außer Kontrolle.
Liebevoll entwickelt Fares, mit all den coolen, amerikanischen Cop-Filmen im Kopf, seine Anti-Helden-Figuren. Wenn Provinzbulle Benny (Torkel Petersson) im Streifenwagen vor Langeweile wegdöst, träumt er sich in turbulente Actionfilm-Szenerien hinein. In Little-Matrix-Manier lässt Fares seinen Supercop durch die Lüfte fliegen und feindliche Pistolenkugeln mit der bloßen Hand einfangen.
Wie schon in Jalla!Jalla! liegt Fares Stärke in der ironischen Figurenzeichnung und im verspielten Umgang mit dem Medium Film. Trotzdem hat die Story, die sich eigentlich nur aus einer guten Idee speist, in der Mitte einige dramaturgische Durchhänger.
Auch die Liebesgeschichte zwischen dem unbeholfenen Jacob und der selbstbewussten Hauptstadtpolizistin will nicht recht in Gang kommen. Fares hat ein Händchen für die Komik des Alltäglichen, aber ihm fehlt der lange Atem für einen abendfüllenden Spielfilm.

Martin Schwickert

Schweden 2003 R&B: Josef Fares B: Mikael Håfström Vasa K: Aril Wretblad D: Fares Fares, Torkel Petersson, Göran Ragnerstam