KRABAT

Deutsche Magie

Die Verfilmung von Preußlers Jugend-Schauerroman ist durchaus gelungen

Otfried Preußlers 1971 erschienener Roman "Krabat" ist, mit schätzungsweise 1,8 Millionen verkauften Exemplaren in 31 Sprachen übersetzt, einer der wichtigsten deutschen Kinder- und Jugendromane. Das Geheimnis des Erfolges liegt in der Vielschichtigkeit des Buches begründet. Die Geschichte des Betteljungen, der in der Schwarzen Mühle im Koselbruch nicht nur das Müllerhandwerk erlernt, sondern auch mit den dunklen Mächten der Magie konfrontiert wird, ist mehr als ein gut erzähltes Schauermärchen.

Der Pakt mit dem Teufel, den Preußler seinem jungen Helden auf die schmalen Schultern lädt, ist ein klassisches deutsches Literaturmotiv, das durch Preußlers eigene Erfahrung von Verführbarkeit im Dritten Reich eine weitere Bedeutungsebene bekommt. Außerdem erzählt "Krabat" natürlich von der Lust und den Verlusten beim Erwachsenwerden und eröffnet mit dem Motiv des Zauberlehrlings - sechsundzwanzig Jahre vor "Harry Potter" - eine magische Welt, die kindliche Allmachtsfantasien bestens bedient.

Die eigentliche Kraft von Preußlers Roman steckt aber vor allem darin, dass er die jungen Leser auf die "dunkle Seite" des Lebens hinüberführt, sie ihre Ängste spüren und gemeinsam mit der Hauptfigur durch eigene Kraft verarbeiten lässt.

Nun hat Marco Kreuzpaintner, der mit Sommersturm schon sein Faible für "Coming-of-Age"-Geschichten bewiesen hat, den Jugendbuchklassiker für die Leinwand adaptiert und besteht den Drahtseilakt zwischen Werktreue und den Ansprüchen des modernen Unterhaltungskinos. Statt in der Lausitz, wo die sorbische Sage, auf der Preußlers Roman beruht, angesiedelt ist, wurde das Set in den rumänischen Karpaten aufgebaut. Gerade einmal eine Handvoll Locations sind zu sehen, aber gerade dadurch entsteht die klaustrophobische Dichte, die der dunklen Mühlengeschichte ihre eigentümliche Wirkung verleiht. Kreuzpaintner widersteht der Versuchung, die magischen Szenen mit allzu viel digitalem Hokuspokus aufzublähen. Krabat ist eben nicht Harry Potter . Dennoch spielt Kreuzpaintner, von den spektakulären Landschaftsaufnahmen über den omnipräsenten Soundtrack bis hin zur fast schon sakralen Ausleuchtung der Liebesszenen zwischen Krabat und Kantorka, auf der ganzen Klaviatur emotionaler Effekte, was den Film sehr viel wuchtiger erscheinen lässt, als die literarische Vorlage.

Martin Schwickert

D 2008 R: Marco Kreuzpaintner B: Michael Gutmann, Marco Kreuzpaintner nach dem Roman von Otfried Preußler K: Daniel Gottschalk D: David Kross, Daniel Brühl, Christian Redl