DER TOD KOMMT KRASS

Leichenschau

Erkan & Stefan: Auf Länge gedehnte Kalauer

Manchmal klappt der Trick. Man fährt vor Vorstellungsbeginn die Erwartungen herunter und hat einen halbwegs unterhaltsamen Kinoabend. Im Falle von Erkan & Stefans neuer Blödelkomödie Der Tod kommt krass muss man die Ansprüche allerdings bis auf Anschlag herunterkurbeln, damit der Selbstbetrug funktioniert. Das Münchner Comedy-Duo eröffnet seine dritte Kinorunde mit einer Audio-Performance aus dem Off, die das Wort "krass" in allen lautmalerischen Formen und Klangfarben durchvariiert. Kein schlechte Performance zum Einkichern, aber was danach kommt...
Die Chose beginnt in der TV-Game-Show "Der dicke Hund", wo der arrogante Moderator Harry Flanders (Ludger Pistor) mit gefrorenem Dauerlächeln seine Kandidaten mit absurden Hundefutterspielchen drangsaliert, um Publikum und Hauptsponsoren zufrieden zu stellen. Erkan und Stefan wagen und gewinnen. Aber statt der 100.000 Euro Cash entscheidet sich Stefan für den Überraschungspreis: eine Kreuzfahrt auf der TS Albatros. Der Traum von Karibik, Cocktails und Bunnys schmilzt schnell zu einer langweiligen Rentnerveranstaltung zusammen. Erst als Flanders per Gleitflugschirm mit einem Longdrink in der Hand einsegelt, steigt die Stimmung an Bord des Nobelkutters. Irgendwann in der Mitte des Films ist Flanders plötzlich tot, und ab der zweiten Hälfte ist den Drehbuchschreibern nichts anderes mehr eingefallen, als das Quasselstrippen-Duo mit der lächelnden Moderatoren-Leiche kreuz und quer durch das Schiff zu jagen - was dann doch auf Dauer eher ermüdet als erheitert. Hitchcock hat seinerzeit in Immer Ärger mit Harry mit den Problemen der Leichenentsorgung weitaus unterhaltsamer gekämpft.
Auch aus den anderen Vorbildern, bei denen sich Der Tod kommt krass pseudosatirisch bedient, wie dem ZDF-Klassiker "Das Traumschiff", entwickelt der TV-Soap-Regisseur Michael Karen ( So ist das Leben ) keinen kinotauglichen Lustspiel-Drive. Mühsam hangeln sich Erkan Maria Moosleitner und Stefan Lust von einem Gag zum nächsten. Im Fernsehen verteilt über vier bis fünf Sendeplätze würde das nicht weiter auffallen. Aber im Dunkel des Kinos entfalten die komödiantischen Systemabstürze ihre narkotischen Nebenwirkungen ungehemmt.

Martin Schwickert

D 2005 R: Michael Karen B: Erkan Maria Moosleitner, Stefan Lust, Mathias Lösel K: Peter Joachim Krause D: Erkan Maria Moosleitner, Stefan Lust, Ludger Pistor