LADY HENDERSON PRÄSENTIERT

Nackt & fröhlich

Wenn sie sich nicht bewegen, durften auch im England der 30er Frauen unbekleidet sein

Ich bin es leid, eine Witwe zu sein", sagt Laura Henderson (Judi Dench) am Tag der Beerdigung ihres Mannes zu einer Freundin, die dann prompt ein paar Vorschläge macht: sie könne zu sticken anfangen, sich einen Liebhaber suchen oder einfach shoppen gehen.
Das mit dem Sticken klappt nicht so richtig, und für einen Liebhaber fühlt sich die Dame in den späten Sechzigern zu alt - also kauft sie das heruntergekommene Windmill-Theatre in London, heuert den holländischen Impresario Vivien Van Damm (Bob Hoskins) an und punpt Geld in eine Revue. Als die Konkurrenz die Show und Laura Hendersons Idee, die Revue den ganzen Tag lang durchzuspielen, nachmacht, hat die eiserne Lady eine Idee: nackte Mädchen auf der Bühne.
Um dies im England der 30er Jahre zu bewerkstelligen, muss Mrs. Henderson die Einwilligung des Zensors einholen. Die erhält sie unter der Bedingung, dass die Damen still stehen oder sitzen müssen, dann sei ihre Nacktheit zulässig.
Drehbuchautor Martin Sherman und Regisseur Stephen Frears haben Lady Henderson präsentiert, der auf wahren Tatsachen beruht, als Mischung aus Drama, Musical und Komödie angelegt, die ihre Momente besonders aus der detailverliebten Darstellung eines Englands zwischen zwei Weltkriegen bezieht. Laura Hendersons Sohn starb mit 21 als Soldat auf einem französischen Schlachtfeld, außerdem durfte das von vielen Soldaten besuchte Theater dank seiner unterirdischen Lage auch während des Blitzkriegs geöffnet bleiben. Sherman und Frears nutzen diese Tatsachen äußerst gekonnt für einige rührende Momente. Ansonsten verlassen sie sich auf die nostalgisch bunten Musicalnummern und ihre zwei großartigen Hauptdarsteller: Judi Dench (die für diesen Part eine Oscarnominierung erhielt) spielt Laura Henderson als arrogante Gesellschaftsdame mit weichem Kern. Bob Hoskins brilliert als egomanischer Theaterproduzent, der mit seiner schwierigen Gönnerin auskommen muss und mehr als einmal Gefahr läuft, von der Dame überrannt zu werden.
Lady Henderson präsentiert mag bis auf einige historische Eckpunkte kaum eine Handlung haben, überzeugt aber durch nostalgischen Charme und Lebensfreude, die von den Musiknummern bis hin zu den Dialogen den Film durchziehen, vor dem Hintergrund eines Krieges, in den junge Männer geschickt wurden, die noch nie eine nackte Frau gesehen hatten.

Karsten Kastelan

Mrs. Henderson presents GB 2005 R: Stephen Frears. B: Martin Sherman. K: Andrew Dunn. D: Judi Dench, Bob Hoskins, Kelly Reilly, Will Young, Christopher Guest