LIBERTY HEIGHTS

Nochmal Baltimore

Barry Levinson geht wieder in seine Heimatstadt

and Justice for All hieß eines der ersten Drehbücher des großen US-Chronisten Barry Levinson, der am liebsten seine Heimatstadt Baltimore porträtiert - an dieser blauäugigen Einstellung hat sich nach 20 Jahren Hollywood und High Concept Filmen nicht viel geändert. In seinem vierten Städteporträt widmet sich der Filmemacher einem sehr persönlichen Thema: seiner Kindheit.
Erzählt wird auf mehreren Handlungsebenen eine Romeo und Julia-Geschichte im kommunisten-, juden- und afroamerikanerfeindlichen Amerika der 50er Jahre. Der einzige Vorwurf, den Levinson sich gefallen lassen muß, ist der der übertriebenen Schönmalerei und verklärten Nostalgie, was bei solch einem persönlichen Werk nachzuvollziehen ist.
Unterstützt durch eine bravouröse Kamera- und Schnittarbeit, gestandene Charaktermimen und junge Talente nimmt sich Levinson vor allem eine Freiheit heraus, die dem amerikanischen Kino in den letzten Jahren immer mehr verlorengeht: Langsamkeit und Ruhe. Irgendwo zwischen Diner und Avalon , bleibt er seinen Figuren treu und zeigt kein einfaches publikumswirksames Happy End. Seine Welt ist nicht die des zynischen Lynch oder des entlarvenden Mendes, es zeigt einen ehrlichen und liebevollen Blick auf sein "Land of the free". Alles wird gut.

Nikolaj Nikitin

USA 1999. R,B,P: Barry Levinson. K: Christopher Doyle. D: Adrien Brody, Ben Foster, Bebe Neuwirth, Joe Mantegna u.a. 127 Min.