»LIKE IT IS«

Sex sells

Was von der Liebe übrigbleibt ...

In der englische Küstenkleinstadt Blackpool schlägt sich der junge Craig (Steve Bell) mit illegalen Boxkämpfen durchs proletarische Provinzleben. Dass er schwul ist, weiß Craig zwar sehr genau, einschlägige Erfahrungen fehlen ihm jedoch. Blackpool ist nicht gerade ein schwules Eldorado, und seine homosexuellen Neigungen behält man hier besser für sich. Vor einem Club lernt Craig den Londoner Musikmanager Matt (Ian Rose) kennen, aber schon der erste Quicky endet im totalen Desaster. Craig springt, als es zur Sache geht, hysterisch aus dem Bett und Matt ergreift irritiert die Flucht. Nichtsdestotrotz steht der attraktive Boxerjüngling eines Tages vor Matts Haustür im Londoner Szenequartier Soho, und für das ungleiche Paar beginnt eine hindernisreiche Liebesbeziehung. Der smarte Matt ist in der Musikbranche weit aufgestiegen und hat Sex dabei des öfteren als Karriere-Gleitmittel eingesetzt. Für den unschuldigen Craig hingegen ist die freizügige Subkultur absolutes Neuland, im Intrigengeflecht der schwulen Großstadtwelt steht ihm noch so manche Lektion bevor. Mit gelassener Selbstverständlichkeit blickt Paul Oremlands Like it is auf Lieb und Leid in der Londoner Homo-Szene. Kein grelles überinszeniertes Sodom und Gomorrha, sondern eine abgeklärte Innenansicht auf das drogengesättigte Clubleben und das korrupte Musikbusiness mit der alltäglichen Prostitution am Arbeitsplatz. Als Prototyp im schwulen Karrierebetrieb wird der zynische Musikverleger Kevin vorgeführt, der mit bitterer Ironie vom ehemaligen "Who"-Sänger Roger Daltrey bravourös verkörpert wird. Macht und Geld sichern den hohen Liebhaberverbrauch des Szene-Moguls ab, und Collagen-Spritzen direkt unter die Augenringe halten den Alterungsprozess auf. Als schwule Mephisto-Figur tut Kevin alles, um die Romanze zwischen seinem Angestellten Matt und dem schmucken Provinzboxer zu torpedieren. Erst als Matt erkennt, dass er seinem Chef immer ähnlicher wird, entscheidet er sich gegen den schönen Schein von Soho und für die wahre Liebe in Blackpool. Das gutmütige Happy End kommt zwar etwas unbeholfen dahergestolpert, aber den beiden Hübschen sei's vergönnt.

Martin Schwickert