OHNE LIMIT

Genie to go

Ein überdrehter Drogen-Thriller mit Brain-Trips und Körperschaden

Es geht rasant los. In einer scheinbar ungeschnittenen Bewegung reißt uns die Kamera durch die Stadt, durch die Straßen, durch die Autos, durch die Fenster hinein in den menschlichen Körper, durch die Adern, ins Gehirn und wieder zurück auf die Straße. Alles hängt irgendwie zusammen, sehen wir, und wüssten wir wie, dann wäre uns alles möglich, sollen wir wohl denken.

Eddie hat erst mal keine Ahnung. Er ist ein Schriftsteller ohne Stoff, der seinen Vorschuss verprasst und den Abgabetermin für sein nächstes Buch vor sich hat, ohne eine Zeile geschrieben zu haben. Zu seinem Glück gerät er an eine experimentelle Droge, die alle Synapsen freischaltet, die ungenutzten Teile des Gehirns befeuert und ein fotografisches Gedächtnis mit unendlicher Kombinationsgabe verquickt.

Mit nur einer Pille boostet sich Eddie vom Loser zum Genie, kann plötzlich jede Frau ins Bett quatschen und schreibt in einer Nacht sein Buch fertig. Worüber, erfährt man aber nicht, weil der Film es eilig hat.

Schließlich verfliegt der Nachbrenner-Effekt, und Eddie, angefixt vom Super-Koks, braucht Nachschub. Leider liegt sein Dealer mit einem Loch im Kopf tot im Hotelzimmer und Eddie entkommt nur knapp mit einem Beutel Wunderpillen der Unterwelt.

Keine Zeit, über Vorratshaltung nachzudenken, über Vorgeschichten, die den Helden an die Traufe brachten, oder Verwicklungen, in die man typischerweise gerät, wenn man einer Fee die Erfüllung aller Wünsche abgeluchst hat. Eddie schmeißt Pillen ein und wird grenzenlos erfolgreich. Schnell wechselt er vom Bücherschreiben an die Börse, scheffelt Geld ohne Ende und führt sich trotz langsam einsetzender Nebenwirkungen gar nicht wie ein getriebener Zombie auf, sondern gibt einen netten Überflieger.

Natürlich gerät Eddie in Schwierigkeiten, natürlich überwindet er sie, und natürlich stürzt ihn das nur um so tiefer in die Bredouille. Schließlich bekommt er es sogar mit Robert De Niro zu tun.

Ein bisschen sieht es nun aus wie Requiem for a dream trifft die Goodfellas, mit einem Hauch von American Psycho und einer geradezu vampirischen Szene. Aber auch da kommt Eddie wieder heraus. Mit einem Dreh, der Ohne Limit nun auch noch in das SF-Genre verschiebt und Erinnerungen an Flowers to Algernon wachruf.

Bei aller Hektik und aller optischer Finesse, besonders in den Boost-Passagen, kommt der Zuschauer doch noch zum Nachdenken über Fragen der Intelligenz und der Moral. Ist es klug, nur clever zu sein? Ist es böse, das Blut der Besserverdienenden zu trinken?

Wing

Limitless. USA 2011. R: Neil Burger B: Leslie Dixon nach dem Roman "Dark Fields" von Alan Glynn K: Jo Willems D: Bradley Cooper, Abbie Cornish, Robert De Niro, Anna Friel