LORD OF WAR

One little Bullet
Nicolas Cage als Waffenhändler in einer wunderbar schrägen Satire

Während Schusswaffen aus Actionfilmen nicht mehr wegzudenken sind, führten Waffenhändler im Kino bislang eher ein Schattendasein. Lord of War macht sich daran, diese schmähliche Mißachtung dieser profitablen, wenn auch nicht gerade ehrbaren Zunft, mit einem Schlag auszugleichen.
Die Story von Yuri Orlov (Nicolas Cage), einem charmanten, fast schon sympathisch anmutenden Waffenhändler, beginnt mit einer Titelsequenz, in der wir die Lebensgeschichte einer Gewehrkugel vom Fabriklaufband bis hin zum unfreiwilligen Endkunden, einem Kind in Schwarzafrika, mitverfolgen können.
Der zynisch-ironische Ton des Vorspanns soll sich auch weiter durch den Film ziehen: Orlovs Aufstieg vom Sohn russischer Immigranten zum millionenschweren Gebrauchtpanzerhändler ist genauso Teil des amerikanischen Traums wie die Erfolge eines Donald Trump: erste Deals, Einstieg in größere Geschäfte, wachsende Erträge und, wie könnte es anders sein, die Eheschließung mit einem attraktiven Model (Bridget Moynahan). Wir lernen Orlovs Kunden kennen, unter ihnen der afrikanische Diktator Baptiste Senior (Eamonn Walker); seine Konkurrenten (Charaktermime Ian Holm in einer Paraderolle) und seine Widersacher, wie den unkorrumpierbaren US-Polizisten Valentine (Ethan Hawke).
Es ist jedoch Orlov, der uns trotz seiner moralischen Ambivalenz ans Herz wächst. Viel davon liegt an dem ironischen Off-Kommentar, mit dem Regisseur Andrew Niccol (Gattaca) seinen Protagonisten das Weltgeschehen kommentieren und aus seinem Leben erzählen lässt: "Ich habe nie mit Osama Geschäfte gemacht", sagt er an einem Punkt, fügt aber schnell hinzu, dass moralische Skrupel dabei keine Rolle spielten. Vielmehr war Osama dafür bekannt, Schecks platzen zu lassen.
Ohne einen Hauptdarsteller wie Nicolas Cage, der selbst den verwerflichsten Charakter noch mit einem gewissen Charme ausstatten kann, und Niccols humorvolle, leichte Inszenierung, würde Lord of War noch nicht einmal im Ansatz funktionieren. So aber gerät der Film zur erstaunlich sympathischen, bösen Satire über einen sehr lukrativen, wenn auch gefährlichen Beruf.

Karsten Kastelan
USA 2005 R&B: Andrew Niccol. K: Amir M. Mokri. D: Nicolas Cage, Bridget Moynahan, Jared Leto, Ian Holm, Ethan Hawke, Eamonn Walker, Sammi Rotib