LOVE & SEX

Dreizehn Liebhaber

Zwei Großstadtneurotiker im Gefühlsdschungel

Die Liebe ist ein Minenfeld sagt Kate (Famke Janssen) zu Beginn aus dem Off und führt uns durch die Trümmerlandschaft ihrer Beziehungsmemoiren. Schon die erste Spielplatzliebe scheiterte auf herzzerbrechende Weise. Es folgte im Zahnspangenalter die ernüchternde Entjungferung durch den Französischlehrer und eine College-Affäre mit einem verheirateten Yuppie. Als Kate und Adam (Jon Favreau) sich kennenlernen, steht es 13:2. Dreizehn Liebhaber hat die junge Journalistin bis dato verbraucht, während ihr Gegenüber nur zwei Langzeitbeziehungen vorzuweisen hat.
In ihrer Komödie Love & Sex schildert Debütregisseurin Valerie Breiman den umständlichen Versuch zweier Großstadtneurotiker, ein wenig Stabilität in ihr Liebesleben zu bringen. Eigentlich ist es Liebe auf den ersten Blick, aber schon nach einem Jahr des Zusammenlebens ist die prickelnde Affäre auf eine routinierte Kuschelbeziehung heruntergekocht. Überstürzt macht Adam Schluss und vergnügt sich mit fortan mit hirnlosen Teenagergören, während Kate sich heulend in eine tiefe Krise flüchtet. Erst als sie mit dem ansehnlichen, jedoch etwas einfach strukturierten Schauspieler Joey (Josh Hopkins) anbändelt, kratzt Adam wieder eifersüchtelnd an der Tür. Obwohl Love & Sex kräftig nach dem Mainstream schielt, hat sich Breimans Debütfilm doch noch ein wenig rauhen Independent-Charme bewahrt. Liebesschwüre werden hier nicht mit feuchten Augen, sondern mit handfester Selbstironie serviert. Für einen guten Witz wird hier schon einmal alle Gefühlsduselei über Bord geworfen. Die hochgewachsene, schlaksig elegante Famke Janssen und der gedrungene, zappelige Jon Favreau sind allein schon optisch ein komisches Optimalpaar. Valerie Breimans Film kann man sich als weibliches Gegenstück zu Steven Frears High Fidelity vorstellen. Auch hier wird die Nabelschau der Beziehungsunfähigen als Flucht vor dem Erwachsenwerden karikiert. Trau keinem über Dreißig! heißt es, und deshalb versuchen sich erwachsene Menschen wenigstens in der Liebe möglichst lange wie Teenager zu verhalten. Love & Sex hat - nach Auskunft der Regisseurin - stark autobiografische Züge. Einzelne sarkastische Dialogpassagen tragen deutlich die Schmauchspuren von gelebtem Leben. Der biografischen Episodenkomödie fehlt es allerdings an dramaturgischem Durchhaltevermögen und filmischer Originalität. Während Frears in High Fidelity die Beziehungskomödie in ein schlüssiges, visuell ansprechendes Generationsporträt verwandelt hat, bleibt es in Love & Sex beim amüsierten Hin- und Herblättern im Album der Erinnerung.

Martin Schwickert

USA 2000 R&B: Valerie Breiman K: Adam Kane D: Famke Janssen, Jon Favreau, Josh Hopkins Start