LÜGEN MACHEN ERFINDERISCH

Nur 30 Sekunden

In seinem Regie-Debut fürs Kino zeigt Ricky Gervais, wie wunderbar peinlich er sein kann

Es ist ein Elend: Niemand lügt. Wenn der Chef fragt, warum man heute nicht kommt, sagt man: weil ich keine Lust habe (und nicht etwa: upps, sorry, ich bin krank). Die Antwort auf die Frage "Liebst du mich?" fällt oft brutal ehrlich aus, und selbst die Straßenbettler sagen die Wahreit. In dieser Gesellschaft sagt jeder immer die Wahrheit.

Bis auf Ricky Gervais. Der entdeckt eines Tages, dass man auf die Frage des Polizisten "Haben Sie was getrunken!?" auch mit "nein!" antworten kann, obwohl man offenkundig sturzhagelvoll ist. Und weil der Polizist nur ehrliche Antworten kennt, sucht er er höflich das Weite.

Aus dieser drolligen Idee (einer schneidend britischen Variante der US-Komödie Liar, Liar!) hat Ricky Gervais, Spezialist für peinliche Situationen (seine Serie The Office war das böse, bessere Vorbild von Stromberg) einen abendfüllenden Film gemacht. Sein Held lügt sich bis zum Sektenführer hoch, und das alles nur, um Jennifer Garner 'rumzukriegen.

Der Einfall streckt sich ein bisschen, trotz der Cameoauftritte von Tina Fey und einem Dutzend Hollywoodstars. Gervais durchlebt eine Menge komischer Situationen und hat am Ende eine ganze Gesellschaft infiziert. Wenn einer erstmal anfängt mit Lügen...

Der dumme deutsche Titel lässt dabei eher an Krawall-Comedy denken, dabei ist The Invention of Lying (O-Titel) ein Film, der vom Understatement seines Hauptdarstellers und dessen Anti-Charisma lebt: Gervais kann auftauchen wo er will, er wirkt nach 30 Sekunden immer deplatziert. Und komisch.

Alex Coutts

The Invention of Lying E 2009 R & B: Ricky Gervais, Matthew Robinson K: Tim Suhrstedt D: Ricky Gervais, Jennifer Garner, Rob Lowe, Tina Fey, Jason Bateman, Christopher Guest, Philip Seymour Hofman, Edward Norton