The LUNCHBOX

Suppenpost

Ein indisches Alltagsmärchen über die große Stadt und die Liebe

Andere Länder haben ihre Bratkartoffelverhältnisse, Indien hat seine Dabbawallas. Jedenfalls in Mumbai. Da transportieren die Essensbringer-Clans jeden Mittag Henkelmänner von den zu Hause kochenden Frauen oder Restaurants zu ihren Ehemännern in den aberhunderten von Büroetagen. Das System ist weltweit einmalig und genügt selbst höchsten Ansprüchen modernen Qualitätsmanagements. Und doch geht eines Mittags etwas schief. Kaum hat die junge Ehefrau Ila (Nimrat Kaur) ihrem mit der Zeit gleichgültig gewordenen Mann ein besonderes Essen gekocht und es mit Liebeskräutern von der Nachbarin gewürzt, da wird ihre Lunchbox vertauscht und landet auf dem Tisch des pensionsreifen Buchhalters Saajan (Irrfan Khan). Der ist Witwer, vertrocknet und griesgrämig zu seinen Kollegen. Aber das Essen ändert alles.

Jedoch ganz anders als in amerikanischen Romcoms. Zwischen Ila und Saajan entwickelt sich eine rege aber zurückhaltende Zettelfreundschaft über die beständig falsch hin- und richtig wieder zurückgelieferte Lunchbox. Die beiden einsamen Seelen berichten einander von ihrem Leben und ihren Sorgen, und am Rande fällt eine Menge unaufdringlicher Sozialkritik ab. Ila erzählt von ihrem Bruder, Saajan beschwert sich, dass es auf den Friedhöfen der übervollen Stadt nur noch vertikale Gräber gibt. Und ganz nebenbei erwacht er zum Leben, ist freundlich zu Kollegen. Und auch Ila lernt etwas. Natürlich versuchen die beiden, sich zu treffen, und geschickt findet Regiedebütant Ritesh Batra eine realistische Lösung für sein Märchen.

The Lunchbox ist wunderbares indisches Kino und ganz fern von Bollywood, romantisch, humorvoll und nur ein bisschen bitter.

Wing

Indien 2013. R: Ritesh Batra B: Ritesh Batra, Rutvik Oza K: Michael Simmonds D: Irrfan Kahn, Nimrat Kaur, Nawazuddin Siddiqui