Madame empfiehlt sich

Zigaretten holen

Catherine Deneuve bekommt zum 70. einen schönen Film geschenkt

Sie sieht immer noch gut aus, und am besten wenn sie raucht. Das weiß Catherine Deneuve und das weiß auch Emmanuelle Bercot, die mit Madame empfiehlt sich der großen Diva des französischen Kinos einen Film zum 70. Geburtstag geschenkt hat.

Die Kamera klebt förmlich an der Deneuve. An ihrem Haar, in das sich das Objektiv hinein zu graben scheint, den dunklen Augen, die immer noch ein Garant für Unnahbarkeit sind, und an den Händen, die stets eine brennende Fluppe halten. Eine leere Schachtel Zigaretten setzt die Odyssee der Restaurantbesitzerin Bettie in Gang, die zur Gelegenheitsausbrecherin aus ihrem eigenen Leben wird.

Ein kriselnder Gastronomiebetrieb, eine altersverbitterte Mutter, ein verheirateter Geliebter, der sie wegen einer Jüngeren verlassen hat - es gibt nicht viel, was Bettie zu Hause hält. Und an einem Sonntag in der strukturschwachen bretonischen Provinz Tabakwaren erwerben zu wollen, kann zu einer langwierigen Angelegenheit werden. In einer Dart-Kneipe wird sie in eine Feier hineingezogen. Am Morgen wacht sie in den Armen eines jungen Liebhabers auf, vor dem sie schon bald mit einem zufriedenen Lächeln die Flucht ergreift.

Ein Anruf der Tochter zwingt die Rabengroßmutter in die Pflicht. Sie soll ihren Enkel zum Großvater väterlicherseits in die Auvergne bringen. Der Junge, den sie kaum kennt, scheint skeptisch, ob die seltsame Oma der Aufgabe gewachsen ist. Mit der gemächlichen Episodenstruktur eines Roadmovies erzählt Bercot von einer alten Dame, die aus dem Alltag ausbricht und die eigene Existenz neu überdenkt. Die Fehler und verpassten Chancen in der eigenen Biografie sind dabei genauso präsent wie die Möglichkeit der Neuorientierung. Deneuve schaut man natürlich gerne beim Straucheln zu und solange sich Bercot an ihr mäanderndes Konzept hält, findet ihr Film immer wieder zu fein gezeichneten Momenten emotionaler Genauigkeit. In der Zielgeraden gerät die Angelegenheit jedoch zu sehr auf familiären Versöhnungskurs, der am Ende einen etwas faden Nachgeschmack hinterlässt.

Martin Schwickert

Elle s'en va F 2013 R: Emmanuelle Bercot B: Emmanuelle Bercot, Jérome Tonnerre K: Guillaume Schiffman D: Catherine Deneuve, Nemo Schiffman, Gérard Garouste; 116 Min.