Madame Mallory und der Duft von Curry

Allerlei Köstlichkeiten

Über Küche, Völkerverständigung und die Seele des Essens

Als die Bremsen des klapprigen Ford Transits den Geist aufgeben und die ganze Familie kurz vor dem Städtchen Saint-Antonin-Noble-Val im Süden Frankreichs von der Straße abkommt, nimmt der Vater das als einen Wink des Schicksals. Aus Indien sind die Kadams zunächst nach London immigriert, nachdem ihr Restaurant von religiösen Fanatikern abgefackelt wurde und die Mutter im Feuer ums Leben kam. Aber in England, so erklärt Sohn Hassan (Manish Dayal) dem verständnislosen Zöllner, habe das Gemüse keine Seele.

Da sieht die Sache auf einem südfranzösischen Markt schon ganz anders aus: Tomaten, Paprika, Auberginen, Fisch, Trüffel - alles was das kulinarische Herz begehrt. Ein leerstehendes Restaurant am Rande der Stadt ist auch schnell gefunden. Nur steht das Haus genau gegenüber dem "Le Saule Pleureur" - dem besten Restaurant der Gegend, das sogar einen Michelin-Stern hat und von Madame Mallory (Helen Mirren) mit harter Hand regiert wird.

Über die Konkurrenz ist die Chefin wenig erfreut, und so beginnt der Krieg zwischen indischer Küche und traditioneller Haute Cuisine. Aber als leidenschaftlicher Koch empfindet Hassan die französische Küche nicht als Konkurrenz, sondern als Bereicherung, und auch Madame Mallory kommt irgendwann nicht umhin, das außerordentliche Talent des jungen Nachbarkochs zu goutieren.

Mit Madame Mallory und der Duft von Curry kehrt Lasse Hallström vierzehn Jahre nach Chocolat wieder ins Gourmet-Land Frankreich zurück. Und natürlich weiß der erfahrene Schönfärber, wie man dem Publikum mit Bildern von pittoresken Märkten, duftenden Küchen und hübsch angerichteten Köstlichkeiten das Wasser im Mund zusammenlaufen lässt. Das goldene Licht der südfranzösischen Sonne ergießt sich ohne Unterlass über die Szenerie. Hinzu kommt die leicht entschlüsselbare, völkerverständigende Botschaft des Filmes, der von Steven Spielberg und Oprah Winfrey produziert wurde und einen sehr verklärten amerikanischen Blick auf das gute, alte Europa wirft. Das alles ist hübsch anzusehen, leicht verdaulich und bleibt in seiner Dramaturgie samt zweifacher Liebesgeschichte so übersichtlich wie der spartanisch garnierte Teller eines Nobelrestaurants.

Martin Schwickert

The Hundred-Foot Journey. USA 2014 R: Lasse Hallström B: Steven Knight nach dem Roman von Richard C. Morais K: Linus Sandgren D: Helen Mirren, Om Puri, Manish Dayal. 117 Min.