MÄNNERZIRKUS

Neu auf der Weide

Sind Frauen nichts anderes als Kühe? Und was sind dann Männer?

Männer sind Rindviecher. Denn wie die Zuchtbullen verlangt es die menschlichen Geschlechtsgenossen nach immer neuen Kopulationspartnerinnen. Die "Neue Kuh/Alte Kuh-Theorie" nennt Jane (Ashley Judd) ihre keineswegs bahnbrechende wissenschaftliche Erkenntnis und kann dabei auf eigene Untersuchungen verweisen. Jane ist Produktionsassistentin in einer Fernsehshow und nagt noch an der gescheiterten Affäre mit ihrem Kollegen Ray (Greg Kinnear). Wie ein Märchenprinz kam der schmucke Mittdreißiger in den Berufsalltag geritten. Auf erste tiefe Blicke am Arbeitsplatz folgte das obligatorische Dinner bei Kerzenlicht und eine gemeinsame Nacht mit Fortsetzungsoption. Schon nach wenigen Wochen rutschte dem Geliebten der ersehnte Drei-Wort-Satz heraus. Umzugspläne wurden geschmiedet und Immobilienmakler eingeschaltet. Die Wohnung war schon gekündigt, als der Traummann kalte Füße bekam und Jane wegen einer anderen verließ. Jetzt ist Jane zutiefst frustriert und entwickelt sich zur zynischen Geschlechterkämpferin. Bücherberge nehmen im Bett den Platz des Liebhabers ein. Mit akribischer Besessenheit arbeitet sie an ihrer Kuh-Theorie und wird als anonyme Kolumnistin für ein Männermagazin sogar inkognito zum Medienstar. Aber hinter der rauhen Schale verbirgt sich natürlich weiterhin ein liebeshungriges Herz. Wird Jane ihr Glück finden? Wird sie dem erneuten Werben des Ex-Geliebten nachgeben ? Wird ihr Mitbewohner Eddie (Hugh Jackman), der sich so ungehemmt der Vielweiberei hingibt, einmal mehr sein, als ein guter Freund? Auf solch abgeschabte Fragestellungen findet Tony Goldwyns romantisches Komödchen ungeheuer überraschungslose Antworten. Als freche Geschlechterkampfsatire wirft sich Männerzirkus in Schale und watschelt doch brav auf ausgetreten Pfaden nach Hause. Die gute Jane wird von jenem leicht heilbaren Hollywood-Feminismus befallen, der sich in den Armen von Mr. Right schnell in Wohlgefallen auflöst.
Ashley Judd ist eine dieser allgemeingültigen Kino-Schönheiten, die man am Computer nicht perfekter zusammenpixeln könnte. Als Komödiantin taugt sie jedoch nichts, und auch das Drehbuch von Elisabeth Chandler, das mittelmäßige Bonmots allzu stolz auf dem Silbertablett serviert, ist keine große Hilfe. Nach Wedding Planner und vor Sweet November, der eine Woche später in die Kinos plätschert, eine weitere romantische Dutzendkomödie von geradezu schmerzender Belanglosigkeit.

Martin Schwickert

Someone Like You USA 2001 R: Tony Goldwyn B: Elisabeth Chandler nach dem Roman von Laura Zigman K:Anthony B. Richmond D: Ashley Judd, Greg Kinnear, Hugh Jackman