MAMMUT

Das Ennui-Epos

Weltweit herrschen Langeweile und Sinnlosigkeit. Auch im Kino.

Es ist ja immer wieder erfrischend und spannend zu sehen, wie die Probleme auf der Welt miteinander zu tun haben und dass der in den USA erwirtschaftete Wohlstand etwa zu einem Zustand der Langeweile führen kann, zu dessen Behebung man sich am besten an einen thailändischen Strand setzt, nette Gespräche mit den Ortsnutten führt und sich anschließend auch noch die Armbanduhr klauen lässt, was einem ziemlich egal sein kann, denn man hat ja noch mehr davon. Das allein ergibt allerdings gerade mal einen Kurzfilm.

Lukas Moodyson (Lilja 4ever; A Hole in my Heart) hat das auf über zwei Stunden Filmlänge gedehnt und damit einen Film erzeugt, dessen innere Spätschäden man am liebsten an einem thailändischen Strand und langen Gesprächen ... es hängt halt wirklich alles irgendwie zusammen.

Leo Vidales verdient sein Geld mit Computerspielen und ist schon deshalb nicht richtig ernstzunehmen. Für eine Vertragsunterzeichnung muss er nach Thailand und lässt seine Frau, die Notfall-Chirurgin Ellen, allein zu Haus. Zwar haben beide eine pfiffige kleine Tochter, aber die ist meistens mit dem philippinischen Kindermädchen zusammen und entfremdet sich den Eltern zunehmend.

Das alles sehen wir, unterlegt von vollkommen nichtssagenden Dialogen, die vorwiegend davon erzählen, wo das Universum herkommt, dass wir aus Sternenstaub gemacht sind und dass man aus Mammut-Knochen auch Intarsien für Kugelschreiber machen kann.

Am Ende kehrt der Mann nach Hause zurück, umarmt Frau und Kinder und alles wird genau so weitergehen. Nur ein kleiner Junge ist inzwischen gestorben, ein anderer schwer verletzt worden.

Dass einem das nach all dem hohlen Geschwafel und den vielen Telefondialogen über den Erdball hinweg leider inzwischen vollkommen egal ist, Hauptsache der Film hört auf - das nimmt man dem Ennui-Epos dann doch übel. Ein Film darf aufklären, besserwissen, notfalls langweilen. Abstumpfen sollte er einen nicht.

Thomas Friedrich

Mammoth S 2009 R & B: Lukas Moodysson. K: Marcel Zyskind D: Gael Garcia Bernal, Michelle Williams, Marife Necesito