MARCELLO, MARCELLO

Liebe im Wind

Kitsch as Kitsch can - eine Sommerkomödie für Italophile

Marcello lebt auf einer kleinen italienischen Insel. Wir befinden uns in den 50er Jahren, Chatrooms und Speed-Dating sind noch nicht erfunden, und im Dorf pflegt man eine etwas anstrengende Version des ersten Kennenlernens. Am 18.Geburtstag eines Mädchens stehen die jungen Männer des Dorfes vor der Haustür an, um den Vater mit möglichst imposanten Geschenken davon zu überzeugen, dass man der Richtige ist, um die Tochter auszuführen.

"Ohne mich" sagt der schöne Fischerjüngling Marcello. Aber dann sieht er Elena. Eine sanfte Brise weht durch die Hafenanlage, als sie dem Boot entsteigt und die Treppen hoch zur Promenade gleitet. Haar und Kleid flattern malerisch im Wind, die Kamera zoomt sich hungrig an ihr Antlitz heran und aus dem Off wird die Szenerie mit anschwellenden Orchesterklängen glasiert. Und wieder einmal steht fest: Für die Liebe auf den ersten Blick gibt es keinen besseren Ort als das Kino.

Natürlich lässt Marcello alle Vorurteile gegenüber den Brautwerbetraditionen seiner Heimat fallen und überlegt, mit welchem Präsent er beim Bürgermeister Eindruck machen könnte. Die Wahl fällt auf den Hahn des Metzgers, weil dessen Krähen Elenas Vater jeden Morgen vorzeitig aus dem Schlaf reißt. Aber so einfach gibt der Fleischer seinen Gockel nicht her. Zwei Flaschen Limoncello vom besten Jahrgang verlangt er. Die letzten Flaschen des edlen Gesöffs werden von zwei alten Jungfern verwaltet, die wollen, dass Marcello ihnen ihre vor Jahrzehnten unterschlagenen Brautkleider wieder besorgt. Und so ist der liebeskranke Jüngling bald in einen komplizierten und ausufernden Tauschhandel mit der ganzen Inselbewohnerschaft verwickelt. Marcello, Marcello des Schweizer Filmemachers Denis Rabaglia ist eine romantische Burleske von berückender Banalität. In güldenes Licht taucht Rabaglia seine mediterrane Idylle, die kein noch so abgegriffenes Postkartenmotiv scheut, die Italien-klischees wie Lasagne-Nudeln übereinander schichtet und über 97 lange Filmminuten hinweg zu einem Kitschbrei verkochen lässt.

Martin Schwickert

Schweiz/D 2008 R: Denis Rabaglia B: Mark David Hatwood, Luca De Beneditts K: Filip Zumbrunn D: Francesco Mistichelli, Elena Cucci, Luigi Petrazzuolo