VERRÜCKT NACH MARY


Sperma im Haar

Der Brüller aus den USA: Cameron Diazs Haargel

Die Brüder Peter und Bob Farrelly sind eine sichere Bank für Geschmacklosigkeiten. Die Furz- und Rülps-Orgie Dumm und dümmer spielte weltweit 340 Millionen Dollar ein und katapultierte Jim Carey in neue Gagendimensionen. Der Nachfolger Kingpin lockte mit identischem Muffelhumor, floppte jedoch. Verrückt nach Mary, der dritte Regiestreich, soll die Glückssträhne wieder geradebiegen. In den USA hat es schon geklappt: der Film überschritt schon die Marke von 130 Millionen Dollar.
Worum es geht, ist schnell erklärt: Ted (Ben Stiller) war einst Highschool-Loser und unsterblich in Mary (Cameron Diaz) verknallt. Die Schöne war dem zahnspangentragenden Jüngling nicht abgeneigt, beide Parteien einigten sich auf ein Rendezvous, und dann ging alles schief. So grandios schief, daß sich Ted erst schlappe 13 Jahre später traut, nach seiner Jugendliebe zu forschen. Er beauftragt einen Privatdetektiv mit der Suche(Matt Dillon), der bald selbst Interesse für Mary entwickelt und, zack!, stecken die Beteiligten im schönsten Schlamassel.
Hört sich beliebig an. Ist es teilweise auch, aber Verrückt nach Mary wäre kein Farrelly-Film, würden nicht die Fetzen der politischen Unkorrektheit fliegen. Da Marys Bruder geistig behindert ist, lassen sich daraus kapitale Lacher schlagen. Ein Hund auf Speed tut sein übriges, und die Verwendung von Sperma als Haargel sprengt letztlich alle Romantik-Grenzen.
Dreist und böse verulken die Farrellys ihr Personenensemble - und die Schauspieler lieben es. Matt Dillon grinst schleimig wie ein Typ, mit dem man nur ein Bier trinkt, weil man hofft, ihn dadurch loszuwerden. Die nach außen so unschuldige Diaz (mit Dillon seit dem Dreh privat verbandelt) kichert sich durch ein paar Szenen, daß man bangt, Cheerleader könnten sich vor Neid mit Suizidgedanken tragen.
Dreh- und Angelpunkt ist jedoch Ben Stiller. Ihm müssen wir glauben, daß er schüchtern, liebenswert und sexy ist. Aber da Stiller nach einem Überbiß und einem ständig offenen Mund auch über dunkle Augen verfügt, fällt die Sympathie nicht schwer.
Flott bewegt sich das Dreieck auf ein vorhersehbares Ende zu. Unterbrochen wird die Erzählung durch Jonathan Richman, der seinen Senf dazu singt, was den Farrellys als eine Anlehnung an den Chor der griechischen Tragödie dünkt. Ästhetisch gibt der Film dabei nicht viel her, sieht man von der verführerischen Kulisse Miamis einmal ab.
Verrückt nach Mary ist eine unterhaltsame Hommage an die perfekte Frau, die es nicht für alle gibt. Schlußletztlich entscheidet auch nicht sie, wer sie bekommt, sondern ihr Bruder. Als Person außerhalb der materiellen Gesellschaft, symbolisiert er die soziale Entscheidungsinstanz per se. Das große Gefühl siegt über alle Peinlichkeit. Der Barde mußte dafür ins Gras beißen. Mancher Zuschauer wird es dem Drehbuch danken.

Ulf Lippitz