MAYBE BABY

Keimfrei

Zwei Yuppies wollen sich vermehren

Das britische Kino wird von tapferen Proletariern beherrscht, aber auch im Vereinigten Königreich gibt es Yuppies. Ben Eltons Maybe Baby nimmt sich nun endlich dieser filmisch vernachlässigten Spezies an. Sam (Hugh Laurie) und Lucy (Joely Richardson) sind ein glücklich verheiratetes Paar. Gut bezahlte Jobs in der Medienbranche. Gepflegtes Äußeres. Schicke moderne Wohnung. Geregeltes Sexualverhalten. Zur Komplettierung ihrer Designer-Idylle wünschen sich die Mittdreißiger nichts sehnlicher als ein eigenes Kind. Aber trotz minutengenauer Zyklusberechnungen, okkulter Fruchtbarkeitsrituale und abenteuerlichen Kopulationsversuchen an vermeintlich magischen Orten bleibt das Nest leer. Der Fortpflanzungstress wird zum Härtetest für die Beziehung und raubt Sam alle kreative Energie, die er als Skriptautor und TV-Produzent dringend benötigt. Schließlich überwindet Sam seine Schreibblockade, als er die eigenen ehelichen Erfahrungen in einem Drehbuch verarbeitet. Hierfür plündert er sogar heimlich Lucys Tagebuchaufzeichnungen, um sein Buch durch authentisch weibliche Sichtweisen zu bereichern. Das Skript wird ein Erfolg und soll von einem angesagten schottischen Jungregisseur (einziger Lichtblick: Tom Holland) in Szene gesetzt werden. Als Lucy von der medialen Ausbeutung ihres privaten Dilemmas erfährt, ist der Ärger groß und die Ehe hinüber.

Im britischen Fernsehen hat sich Elton als Autor von Comedy-Serien einen Namen gemacht. Mit großer Ausdauer klopft er sein Thema nach komischen Pointen ab, ohne jedoch aus der Sammlung eine schlüssige Story entwickeln zu können. In drastischen Farben werden die Höhen und Tiefen der künstlichen Befruchtung beschrieben. Dann schreckt der Film vor dem eigenen Sarkasmus zurück und flüchtet sich ins Liebesdrama. Obwohl ausdauernd über Sex gesprochen wird, verebben die Gefühlswallungen in der freundlich-sterilen Atmosphäre aufgeräumter Sets. Dass über den Laminatboden des Doppelverdienerhaushaltes mal ein sabberndes Kleinkind krabbeln soll, kann man sich nur schlecht vorstellen. Auch Gastauftritte von Emma Thompson als Eso-Schnepfe und Rowan Atkinson als debiler Gynäkologe können dieser keimfreien Designerkomödie kein Leben einhauchen.

Martin Schwickert

GB 2000 R&B: Ben Elton K: Roger Lanser D: Joely Richardson, Hugh Laurie, Adrian Lester