Mein bester Feind

Lustige Nazis

Schon wieder ein Genrefilm aus dem Milieu

Egon Friedell sprang 1938 aus dem Fenster als die Nazis kamen um ihn zu holen und sein Haus zu plündern. Nach Ansicht dieses Films ist das schwer zu verstehen: Geradezu in Reih und Glied und sehr manierlich betreten die SS-Offiziere das Haus des jüdischen Galeristen Kauffmann und fordern zackig und unter höflicher Androhung der ansonsten fälligen Exekution im Hof die Herausgabe einer Michelangelo-Zeichnung. Die wird gegen Quittung übergeben, die restlichen Kunstschätze des Hauses bleiben unangetastet, nur ein übernervöser Scharführer gibt einen Schuss in die edlen Paneele ab und wird dafür von seinem Chef mit einem skeptischen "tz tz" leicht gerügt.

Ob der Österreicher Wolfgang Murnberger wirklich glaubt, ein "mit leichter Hand inszeniertes Katz und Maus-Spiel" geschaffen zu haben (wie die Presseabteilung schreibt), muss er mit sich und seinem Herrgott ausmachen. Mein bester Feind ist historisch so verlogen und verharmlosend geraten, den gönnt sich der Nazi mit seiner Familie und geht endlich mal wieder unbeschwert ins Kino.

Natürlich werden auch Späße auf Nazi- Kosten gemacht, werden die Hitler-Jungens als geldgierig und verkniffen geschildert. Andererseits legt die Story auch nahe, dass der arme Sohn der Putzfrau, die 25 Jahre im reichen jüdischen Haushalt schuften musste, eben keinen anderen Weg wusste, als in der Partei Karriere zu machen um es selbst zu was zu bringen, bei all den reichen Juden um ihn herum. Moritz Bleibtreu als Jude Viktor Kaufmann (sic!) ist ja auch sowas von arrogant, da kann man schon verstehen, dass der nette Georg Friedrich sein Heil im Sieg Heil!-Gebrüll sucht.

Ein Vergleich mit Lubitschs Sein oder Nichtsein oder Radu Mihaileanus Zug des Lebens verbietet sich nicht nur wegen des handwerklichen Kretinismus, der hier herrscht (Schnitt, Regie und Szenenbild sind geradezu atemberaubend daneben), beide Vorgänger nehmen die Nazi-Schrecken sehr ernst und beziehen ihre Komik auch aus der Todesangst ihrer Helden.

Hier hingegen gehen Figuren im Laufe der Geschichte einfach verloren: "Der alte Kaufmann ist ja inzwischen im Lager verreckt", sagt ein Nazi und klärt uns damit beiläufig über den Verbleib des alten jüdischen Kunsthändlers auf (anrührend und klug gespielt von Udo Samel). Mehr muss man nicht wissen. Und mehr weiß wahrscheinlich auch Herr Murnberger nicht.

Thomas Friedrich

Ö 2011 R: Wolfgang Murnberger B: Paul Hengge, Wolfgang Murnberger K: Peter von Haller D: Moritz Bleibtreu, Georg Friedrich, Ursula Strauss, Udo Samel