MISSION IMPOSSIBLE 3

Good Will Hunt

Tom Cruise schlägt sich und sein alter ego zum Altar durch

Der Held hat ein Problem: Er sieht sich nicht mehr so richtig ähnlich. Man musste Tom Cruise schon immer gut ausleuchten, damit der nette Junge ein ernsthaftes Kinn und einen gewissen Wiedererkennungswert kriegte. Aber nun stellt Fernsehregisseur und Alias-Erfinder J.J. Abrams seinen Star oft in den Schatten, lässt die Kamera gern große Bögen um seine Schokoladenseite machen, zeigt das Starface gleich im ersten Bild gröblich zerdötscht, mit blutunterlaufenen Augen.
Wird Cruise zu alt für diesen Job? Immerhin ist Brian De Palmas Mission Impossible schon 10 Jahre her. Und drei Regisseure scheiterten am dritten Teil, bis Abrams einfach alle Vorarbeiten wegwarf und ein neues Buch erfand.
Nein, Cruise will nur heiraten. Genauer, Ethan Hunt, Cruises Rolle, will heiraten. Und sein Regisseur macht sich ganz offensichtlich einen Spaß daraus, Tom als Ethan und umgekehrt zu inszenieren.
Dafür tauscht er sogar über eine Stunde Spannung gegen eine Art Seelen-Drama ein. Der Film beginnt nämlich mit seinem letzten Drittel. Hunt hat einen McGuffin, vermutlich eine Biowaffe, mit dem Codenamen "Hasenpfote", für einen Schurken geklaut. Trotzdem bedroht der (Philip Seymour Hoffman, ein Gert Fröbe für heute) Hunts geknebelte Verlobte. Sag mir, wo die Hasenpfote ist, sonst schiesse ich. Er zählt bis 10, Hunt kann nur stottern und weinen: ich hab' sie doch gebracht. Das Licht geht aus. Ein Schuss fällt.
Es folgt eine lange Rückblende mit viel privatem Glück und diversen imposssiblen Missionen. Nur einmal noch wollte Hunt ins Feld, nach Berlin, um eine Agentin zu retten. Aber alles geht schief. Vorgesetzte sind Trottel oder schlimmeres, Kugeln hageln, Freunde sterben, Hunt wird suspendiert ... und alle gähnen ein bisschen, weil die Folterszene vom Anfang doch nun bald kommen muss. Und weil alles recht beindruckende Rennen, Retten, Raubautzen ja doch nur zu dem einen Ende führt: Licht aus. Bumm.
Vorher aber kommt der größte Clou. Hunt bricht tollkühn mit Seilwinde und Fallschirm in ein Hochhaus in Shanghai ein. Und dann folgt keine Caper-Sequenz. "Wie" Cruise die Kronjuwelen oder die Hasenpfote klaut, interessiert den Regisseur nicht. Lieber veralbert er bekannte Cruise-Szenen von Top Gun bis Geboren am 4. Juli, von M:I 2 bis zur Ophra Show. Nachher kommt dann nur noch die Impossible-typische Demaskierungs-Überraschung und ein fast privater Show Down.
Am Ende ging es dem wirklichen Bösen nur darum, Amerika einen Grund für militärisches Eingreifen im Nahen Osten zuzuspielen. Dass Hunt das heldenhaft vermasselte, darf man aber wohl nicht als Kritik am Irak-Krieg deuten. Immerhin hat der Held bis zum Schluss keine Ahnung, was die Hasenpfote denn nun eigentlich ist. Er will jetzt erstmal nur heiraten. Und den vierten Teil dann womöglich Ang Lee anbieten.

WING

USA 2006, R: J.J. Abrams. B: J. J. Abrams, Roberto Orci, Alex Kurtzman. K: Dan Mindel. D: Tom Cruise, Philip Seymour Hoffman, Ving Rhames, Michelle Monaghan, Jonathan Rhys-Meyers