MITTE ENDE AUGUST

Wechselgelüste

Die Wahlverwandtschaften als deutsche Sommerkomödie

Für Hanna und Thomas stehen die schönsten Wochen des Jahres an. Das junge Paar hat gerade ein altes Landhaus im Grünen erworben, das wollen die beiden in ihrem Sommerurlaub gemeinsam renovieren. Doch nicht nur das Haus benötigt einen neuen Anstrich. Auch in der Beziehung sind erste Risse aufgetreten. Erst recht, als Thomas' Bruder Friedrich und Hannas Freundin Augustine zu Besuch kommen und für allerlei Verwirrungen sorgen.

Was passiert, wenn die Liebe zur Routine wird? In seinem dritten Kinofilm erzählt Regisseur Sebastian Schipper ein Beziehungsdrama für die Generation 30 plus.

Inspiriert von Goethes Wahlverwandtschaften seziert er die Liebesprobleme eines Pärchens, das die Phase des schwärmenden Verliebtseins längst überwunden hat. Die rosaroten Wolken haben sich inzwischen verzogen. Nun muss an der Beziehung gearbeitet werden. Und das ist alles andere als leicht.

In den Hauptrollen harmonieren Maria Bäumer ( Swinger Club ) und Milan Peschel ( Netto ) nur oberflächlich. Innerlich gärt es gewaltig. Es ist deutlich zu spüren, dass sie sich nach einer Veränderung sehnen. "Wir sind viel zu jung, um nur noch über guten Wein zu reden", hören wir Thomas in einer Szene sagen.

Der Besuch der Sommergäste fördert die emotionalen Risse deutlich zutage. Zumal sich der chaotische Thomas sichtbar zu der flippigen Augustine hingezogen fühlt, während die ruhige Hanna ein heimliches Auge auf den bedächtigen Friedrich wirft.

Schipper verzichtet auf allzu offensichtliche Anklagen oder den Kitzel vorschneller Seitensprünge. Sein Film lebt von leisen Andeutungen und vagen Verdächtigungen. Dass Mitte Ende August daran nicht scheitert, hat der Film seinem Ensemble zu verdanken.

Oliver Zimmermann

D 2009 R: Sebastian Schipper B: Johann Wolfgang Goethe, Sebastian Schipper K: Frank Blau D: Marie Bäumer, Milan Peschel, Anna Brüggemann, André Hennicke