»MÖRDERISCHE FREUNDE«

Gute Noten für den Toten

Nach dem Video "Last Supper" jetzt ein Leichenschmaus fürs Kino


Das Interview zum Film

Stell dir vor, du studierst deinen Traumberuf, hast allerdings nicht ganz so gute Noten und daher die Befürchtung, die Zukunft könnte eher schwarz aussehen. Auf einmal begeht dein Mitbewohner unter mysteriösen Umständen Selbstmord, und die Verwaltung bietet dir einen Einserdurchschnitt als Kompensation für das Trauma an. Nimmst du an oder lehnst du ab? Oder hilfst du vorher vielleicht sogar ein bißchen nach?

Einen Sadisten erster Güte gibt Matthew Lillard. War es in John Waters' Serial Mom noch seine Mutter, die die Umwelt radikal für kleine Fehlverhalten mörderisch gut bestrafte, durfte Junior in Scream selbst zum Messer greifen. In dem Regiedebüt des Stand Up-Comedian Dan Rosen darf Lillard so richtig fies sein. Angelegt im momentan angesagten High-School/College-Milieu planen Tim (Lillard) und Chris, ihren Zimmergenossen Rand umzubringen, um vom erwähnten Privileg zu profitieren. Vorher informieren sie sich, was Selbstmordgefährdete so alles treiben. Vor allem hören sie Musik der 80er von The Cure über The The zu Suzanne Vega.

Regisseur Rosen nutzt diese wunderbare Drehbuchidee, die Musik, für die wir uns alle schämen, weil wir sie gehört haben, in den Handlungsverlauf zu integrieren. Der Mord geht glatt, alles läuft wie am Schnürchen, nur die Leiche taucht nicht auf, Tim fängt an, sich an Chris' Freundin Emma (wunderschön und talentiert: Bud Bundys Kurzzeitfreundin Keri Russell) heranzuschmeißen und seltsame Andeutungen über eine Schuld von Chris in die Welt zu setzen. Die Polizei wird langsam hellhörig. Sollten etwa Tim und Emma mit Chris die selbe Tour vorhaben, wie Tim und Chris mit Rand, dessen Leiche immer noch nicht gefunden ist? Mörderische Freunde steckt voller Überraschungen, die sich nicht einmal Kayser Soze so ohne weiteres hätte einfallen lassen. Mit einer ausgezeichneten Besetzung, rabenschwarzen Dialogen und einer Menge Nervenkitzel führt Mörderische Freunde fort, was Scream vorgelegt und Scream 2 nicht eingelöst hat: einen verdammt spannenden Psychothriller.

Nikolaj Nikitin