INTERVIEW

Nichts Schwarzes

Drehbuchautor und Regisseur Dan Rosen, der mit »Mörderische Freunde« seinen ersten Kinofilm inszenierte, beantwortet ein paar Fragen


Die Kritik zum Film

Was hat es mit dem Dank an Graham Greene und Carol Reed in den Credits auf sich? Hast Du eine besondere Beziehung zum "Dritten Mann"?
Dan Rosen: Ich liebe diesen Film. Weißt Du, daß der Roman nach dem Drehbuch entstanden ist? Ich hatte diese Debütregisseure satt, die mit ihren Erstlingen "Homages" an irgendwelche Regiegrößen zollen, indem sie einfach alles klauen. Ich wollte sichergehen, dass jeder, der mich beeinflusst hat und jeder, von dem ich versucht habe, eine eigene Version zu machen, erwähnt wird. Wenn der Charakter des Rand im Film erscheint, ist es meine Version von Orson Welles im "Dritten Mann" - mit dem aufgedrehten Licht.
"Mörderische Freunde" hatte ein Budget von einer Million Dollar. Eine unglaubliche Leistung, wenn man den fertigen Film sieht.
Rosen: Ed Burns hat seinen Film für 35.000 gedreht, Robert Rodriguez für 7.000 und Kevin Smith für 250.000. Was sie dir allerdings nie erzählen, ist, dass dabei noch niemand bezahlt worden ist.
In Italien wird gerade ein Theaterstück nach Deinem Drehbuch "Last Supper" vorbereitet. Was für eine Beziehung hast Du zum Theater?
Rosen: Ich habe vor einiger Zeit ein eigenes Theaterstück namens "Disfunctional Show" geschrieben, inszeniert und gespielt. Es war eine live-Version von "Opraha", absolute Satire. Ich spiele einen dummen, rassistischen Talkshowmoderator. Alles war improvisiert und ein Riesenerfolg. Ich habe dann die Rechte an Universal Fernsehen verkauft, die machen eine Serie daraus
Wie war der Wechsel zur Leinwand, zu kinematographischen Mitteln?
Rosen: Fantastisch, weil jeder, den du anheuerst, dein Lehrer wird. Ich hatte eine Kamerafrau, was immer noch sehr selten ist. Sie hat schon öfters mit Regiedebütanten gearbeitet und hat mir die Sprache der Kamera beigebracht. Sie, ein befreundeter Künstler und ich haben zusammen das Storyboard gezeichnet, das war eine lehrreiche Erfahrung. Der Cutter hat eine große Erfahrung, und auch von ihm, genauso wie vom Tonmeister, habe ich viel gelernt. Ich hatte Glück, daß wir für alle Positionen gute Leute hatten.
Was war der Grund, ein derart rabenschwarzes Drehbuch zu verfassen?
Rosen: Ich halte mich für einen zynischen Optimisten, wenn so etwas möglich ist. Ich will, daß die Welt besser wird, aber ich sehe einige Sachen, von denen ich nicht glauben kann, daß sie wahr sind. Aus dieser Haltung heraus kommt sehr viel in Last Supper und vor allem Mörderische Freunde . Mir erscheint nicht nur die Tatsache mit dem Einserdurchschnitt lächerlich, sondern daß es eine ganze Generation von Studenten gibt, die ihre Augen allein auf die Goldmedaille richten und jeden Preis gewinnen wollen, egal was es kostet.
War Dir Keri Russell bereits aus "Malibu Beach" bekannt?
Rosen: Nein, ich hatte keine Idee wer sie ist. Nachdem ich Matthew besetzte, hatten wir ein Vorsprechen für alle anderen. Keri kam, und ich dachte, sie wäre zu hübsch für den Part der Emma. Aber sie war so eine gute Schauspielerin, daß ich ihr nicht widerstehen konnte. Und auch Michael Vertan war ideal für die Rolle des Chris. Obwohl er beim Vorsprechen nervös war, wußte ich, daß er perfekt wäre. Randall Batinkoff war die zweite Wahl für diese Rolle, ich besetzte ihn dann als Rand. Dasselbe galt für Tamara Craig Thomas, die als Emma die Nachrückerin war. Im Endeffekt hatte ich all meine Favoriten besetzt.
War der Film für Dich eine Art Wiedererleben Deiner Collegezeit?
Rosen: Ja, weil ich als Stand-Up Comedian während der Zeit arbeitete, ging ich nur alle vier Wochen hin. Es hat Spaß gemacht, es war das Collegeleben, das ich nie hatte. Jeden Tag die Kurse besuchen und abends auf ein paar Drinks ausgehen. Und dann auch noch früh nach einer durchzechten Nacht aufzustehen.
Faszinierend ist die Balance zwischen Humor und Horror.
Rosen: Ich habe von Anfang an allen gesagt, es ist keine Komödie, an der wir arbeiten, es ist ein Thriller. Der einzige Weg, der bei Komödien funktioniert, ist, daß du alles ernst spielst. Niemand darf eigentlich wissen, daß es eine Komödie ist. Von dem Augenblick an, wo es die Beteiligten wissen, ist es vorbei. Wir hatten Szenen, die viel witziger gespielt waren, aber im ganzen hätte es nicht geklappt, weil die Zuschauer alles für einen Witz gehalten hätten. Du mußt es als Thriller drehen und auch als Thriller vermarkten. Niemand bezeichnet Scream als Komödie, obwohl der Film sehr witzig ist. Niemand in den Staaten will eine Schwarze Komödie sehen, das ist der Untergang.

Interview: Nikolaj Nikitin