»DIE MUSE«

Insider-Jokes

Sharon Stone soll inspirieren

Grundsätzlich unterscheidet sich das Ensemble von Albert Brooks' Die Muse nicht von typischen Hollywood-Satiren: Tyrannische Studiobosse umwerben lukrative Stars und erniedrigen Inidividuen, die hierarchisch unter ihnen angesiedelt sind. Zur letzteren Kaste gehören insbesondere die Lohnschreiber. Einer von ihnen ist Steven Phillips, just mit dem nichtssagenden "Humanitarian Award" gekürt. Die Ehre streichelt dem Ego, saniert aber nicht das Konto.
Phillips' neuestes Skript stößt auf kollektive Ablehnung, seine Kreativität läßt spürbar nach und die Versorgung der vierköpfigen Familie steht langfristig in Frage. Verzweifelt wendet er sich an einen Freund, den überaus erfolgreichen Drehbuchautor Jack (Jeff Bridges). Von ihm erhält Steven einen merkwürdigen Tipp. Er soll sich zu Sarah (Sharon Stone) begeben, einer leibhaftigen und sagenhaft inspirierenden Muse. Was aus der Begegnung folgt, ist eine amüsante Tour de Force durch den Apparat Hollywoods. Dutzende Größen der Filmindustrie geben sich in Kurzauftritten ein Stelldichein, darunter Martin Scorcese, Rob Reiner und James Cameron. Die geballte Ladung von Insider-Scherzen gereicht dem Film zur Würze, könnte aber auch nicht so bewanderte Zuschauer verprellen.
Sharon Stone läuft als Muse zur zickigen Hochform auf. Sie spielt die Diva mit gnadenloser Vehemenz. Neben ihren exaltierten Auftritten kann eine besonne Andie MacDowell als Phillips Gattin nur farblos aussehen. So gewinnt man bei Die Muse den Eindruck, dass sich die Stone bewußt in den Mittelpunkt rückt, um eine persönliche Abrechnung vorzunehmen. Wenn dabei ein so eleganter kleiner Film herauskommt, wünschen wir uns mehr private Racheakte.

Ulf Lippitz