MY SOUL TO TAKE

Craven's Seven

Überambitioniertes Teenager-Metzeln mit Altmeister Wes Craven

Craven hat schon drei Karrieren hinter sich. Eine mit verstörend schrägen Horror-Filmen (The Hills have Eyes), eine mit spaßigem Jugendlichen-Killen (Nightmare on Elm Street) und eine mit der Postmodernisierung des Genres (Scream). Zu einer vierten, die fast naiv hinter den heute modernen Torture-Porn zurückführt, wird es nach diesem Film wohl nicht mehr kommen. Auch nicht in 3D.

Dabei sägt Craven anfangs noch nett an allen Erwartungen. Eine werdende Mutter beguckt Killer-Nachrichten im TV und ihr Baby ballt sichtbar eine Faust. Der werdende Papa hat plötzlich das Messer in der Hand, das im Fernsehen vorkam, und einen Psychiater am Telefon, weil er nämlich insgeheim schizophren ist, ja sogar sieben Persönlichkeiten hat, von denen eine ... ach was, das glaubt doch keiner. Trotzdem hebt mächtiges Gemetzel an.

Fast alle sind tot, aber sieben Kinder wurden in der Nacht geboren. Sechzehn Jahre später erzählen die ihre "Ripper"-Saga wie ein Lagerfeuerritual und ziehen sich damit auf, dass einer von ihnen der Böse sein könnte. Oder jeder ein Siebtel. Oder der am Anfang Entkommene doch noch mal wiederkommt.

Die Sieben machen ein paar wohl als Generationen-Porträt gemeinte Episoden durch, Teen-Typen wie der Quaterback, der Nerd, die Religiöse, die Schöne, der Prügelknabe und so weiter haben ihren Stress mit Schule und Eltern und werden nacheinander vom vermutlich widererstandenen Ripper dahingerafft. Dabei ist es viel unterhaltsamer, wie sie sich im Schulalltag durchsetzen, so lange sie leben. Und einmal sogar eine berühmte Marx Brothers Szene nachspielen, mit einem leichten Hang ins Übernatürliche. Das schockiert das Horror-Publikum ebenso wie die Zitatenzähler.

Es gibt eine Menge Fehler im Buch, nicht ausgearbeitete Motive, vernachlässigte Figuren, verschleppte Plot-Twists, aber es gibt auch ein paar interessante Konstellationen. Glücklich wird sicher keiner mit dem Film, aber unglücklich sind nur tumbe Verehrer einer von Wes Cravens mehreren Seelen.

Wing

USA 2010. R + B: Wes Craven K: Petra Korner D: Max Thieriot, Nick Lashaway, Zena Grey, Emily Meade