»LIEBE DEINE NÄCHSTE!«

Flachgelegt

Detelv Buck ist jetzt wirklich ganz unten

Die West-Ost-Wanderung Wir können auch anders bestach mit dem sympathischsten Deutschlandbild nach der Wende. Der Nachfolger Männerpension geriet zwar bedeutend flacher, lockte aber über 3,7 Millionen in die Kinos. So eine Erfolgsgeschichte gehört fortgeschrieben. Dachten sich auch die Macher, Produzent Claus Boje und Detlev Buck höchstpersönlich.
Sie standen unter enormen Erfolgsdruck. Sie erlagen dem Druck und haben es gründlich versaut. Liebe Deine Nächste! ist ein peinlicher Schnellschuß, für den zu viel Geld ausgegeben wurde. Die Geschichte klingt noch passabel. Sie handelt von Zweien, die auszogen, anderen Leuten das Gute zu lehren und auf dem Weg ihren größten Widersacher zu bekehren. Das ist nichts Bahnbrechendes, birgt aber Stoff für Reibung und Konflikte. Josefine (Lea Mornar) und Isolde (Heike Makatsch) sind zwei Soldatinnen Gottes, Rekruten eines militärisch organisierten Wohlfahrtsausschusses. Ihre Mission besteht darin, das Vereinsheim in Berlin auf Vordermann zu bringen. Jederman weiß bekanntlich, daß in Berlin weder Zucht noch Ordnung regieren und der Teufel los ist. Wie schön, daß eine der Schwestern (Mornar) dem personifizierten Bösewicht schon auf der Zugfahrt begegnet. Es ist der gerissene Tristan (Moritz Bleibtreu), der sich bei besagter Zugbegegnung in die keusche Dame verschießt. Und natürlich vice versa. Nach diesem Entree, das dank maßloser Tonspur und nervender Kameraführung schon zu Wünschen übrig läßt, verliert sich die Geschichte völlig. Es geht um Geld, Sex, Machos, Arbeitsplätze und die zweifelhafte Geisteshaltung des Drehbuchautors. der heißt Jens-Frederick Otto und ist ein bisher unbeschriebenes Blatt. Dafür baute er in die Handlung eine "lustige" Vergewaltigungsszene und diverse Plattitüden ein, denenzufolge sowieso alle Frauen machtbesessenen Männern verfallen, und für ordentlich Geld schlafen sie auch mit denen. Wer hätte gedacht, daß die Welt so einfach organisiert ist.
Bucks Film jedenfalls ist es. Wenn Bleibtreu auftaucht, herrschen kühle Blautöne vor oder ein zünftiges Unwetter zieht auf. Platzen die Soli-Schwestern um die Ecke, hagelt es warme Farben. Die Kamera bewegt sich zu dynamisch, die Blickwinkel ändern sich minütlich. Überraschend schlecht agieren auch die Darsteller. Keiner aus dem Trio trägt den Film würdevoll zu Grabe. Alle wuseln planlos umeinander. Manches Schultheater spielt besser.

Ulf Lippitz