NEANDERTAL

Häutungen

Eine Krankheit als Filmthema.

Seit er denken kann leidet der 17-jährige Guido an Neurodermitis. Dass die Probleme in seiner Familiensituation, die nach außen völlig intakt zu sein scheint, Auslöser für den quälenden Juckreiz sind, stellt er erst später fest.

Als Guido eines Tages seinen Vater beim Fremdgehen erwischt und dann auch noch erfährt, dass seine Mutter diese Demütigung seit Jahren stillschweigend in Alkohol ertränkt, flieht er in die WG seines Bruders. Dort angekommen, lernt er Rudi (Andreas Schmidt) kennen, der ihn schwer beeindruckt. Prompt verbessert sich das Krankheitsbild Guidos. Immer tiefer blickt er hinter die Symptome seines Krankheitsbildes.

Der Film von Ingo Haeb zeigt die Krankheit Neurodermitis aus einem so nahen Blickwinkel, dass man oft gar nicht hinschauen mag.

Genau das ist auch das Problem, das der junge Guido durch seine Krankheit zum Ausdruck bringt. Die Haut trägt sein Seelenleben nach außen. Die krassen Schübe des Ausschlags stehen für eine mangelnde seelische Abgrenzungsfähigkeit. Eben diese bringt der Film in einer "Coming-of-Age-Geschichte" gelungen rüber.

Haeb, der selbst seit frühester Kindheit an Neurodermitis leidet, hat das Drehbuch zum Teil anhand persönlicher Erfahrungen verfasst. Auch er hat erst spät erkannt, welcher Zusammenhang zwischen der Krankheit und der Fähigkeit sich von psychischen Belastungen zu befreien, besteht.

Claudia di Nuzzo

D 2006 R: Ingo Haeb, Jan-Christian Glaser, B: Ingo Haeb, K: Ralf M. Mendle. D: Jacob Matschenz, Andreas Schmidt, Johanna Gastdorf.