Need for Speed

Männer geben Gummi

Wenn aus Videospielen Kinofilme werden, endet das meistens in überanstrengten Effektgewittern

Scott Waugh geht in seiner Leinwandversion des erfolgreichen EA-Games Need for Speed, das weltweit mehr als 140 Millionen Mal verkauft wurde, einen anderen Weg und lehnt sich an die Genretraditionen des Roadmovies an, die er mit einiger PS-Kraft verstärkt. Die Rahmenhandlung ist einfach strukturiert: Der Autoschrauber und versierte Street-Racer Tobey Marshall (Aaron Paul) wird von einem fiesen Konkurrenten aufs Kreuz gelegt, wandert für ein Delikt, das er nicht begangen hat, in den Knast und schwört Rache, als er wieder aus dem Strafvollzug entlassen wird. Ein illegales Autorennen in Kalifornien soll zum finalen Austragungsort des Hahnenkampfes werden. Aber vorher gilt es, mit einem schmucken Shelby Ford Mustang einmal quer durch die USA an die Westküste zu heizen, verfolgt von einer stetig wachsenden Schar mordbereiter Widersacher.

Im gefühlten Viertel-Stunden-Takt werden die halsbrecherischen Verfolgungsjagden aneinander gereiht. Der dramaturgischen Einfallslosigkeit stehen solide inszenierte Actioneinlagen und eine visuelle Auflösung gegenüber, die sich immer wieder auch Zeit für klassische Landschaftsaufnahmen nimmt. Anders als etwa in The Fast and the Furious werden die männlichen Hauptfiguren nicht primär durch Bleifuß und Machogehabe charakterisiert, und die fabelhafte Imogen Poots wertet die Herrenpartie als quicklebendige Quotenfrau enorm auf.

Das macht aus Need for Speed immer noch keinen guten Film, aber zu einem, der ein wenig über die tiefergelegten Ansprüche des Genres hinausgeht.

Martin Schwickert

USA 2014 R: Scott Waugh B:George Gatins, John Gatins K: Shane Hurlbut D: Aaron Paul, Dominic Cooper, Imogen Poots. 130 Min.