STAR TREK: NEMESIS

Einfach nur Krach

Die "Enterprise" gehört auf den Schiffs-Friedhof - Regisseur Stuart Baird besorgt die Verschrottung


Das Interview zum Film

Dieser Film ist der schlechteste und albernste unter allen 10 Trek-Filmen, schlechter als Robert Wises psychodelische Introspektion ( I: Star Trek - The Motion Picture ), alberner als Bill Shatners Gottessuche ( V: The Final Frontier ). Und krawalliger als alle "Kirk"-Folgen zusammen. Die Figuren der "Next Generation" beschädigt Nemesis so nachhaltig, dass wohl wirklich kein weiterer Film zu befürchten ist. Brent Spiner als Co-Autor hat hellsichtig dafür gesorgt, dass seine Figur "Data" am Ende in Selbstaufopferung in die Luft gejagt wird; Friede seiner Masche.
Die Föderation (vertreten durch einen netten Gastauftritt von Admiral Janeway) bekommt eine Einladung zum Tee, ausgerechnet von den Romulanern, den ewig intriganten Stinkstiefeln des Quadranten. Weil er grad in der Nähe ist, fliegt Picard mit seiner "Enterprise" hin - und begegnet sich selbst. Neuer Capo di Capi bei den Romulanern ist ein Mensch, ein Klon Picards, einst gezüchtet, um Picard heimlich zu ersetzen (der Plan wurde fallengelassen, weil die Romulaner "Angst vor der Enttarnung" hatten ... seufz, so ist das ganze Drehbuch). Der junge Mann redet vom Frieden, was ihm Picard aber nicht glaubt, vor allem weil Shinzon, der Klon, eine neue schlimme Waffe bei sich führt (wo die herkommt, warum nur er sie hat, wie er überhaupt an ein Raumschiff kommt, das 10 mal so groß ist wie die "Enterprise" ... zu allen wesentlichen Handlungsvoraussetzungen schweigt das Drehbuch).
Die letzten 45 Minuten sind pure Action. Man beballert einander, dass die Schutzschirme nur so knirschen, rammt sich (ernsthaft! die "Enterprise" kracht einfach direkt in den Gegner, was beide Schiffe gut überstehen), bis Shinzon am Ende den brutalsten Tod aller Trek-Bösewichter stirbt. Dann trinkt die Crew ein Schlückchen gepflegten Rotwein (Chateau Picard!) auf den toten Kameraden Data. Dazwischen guckt Patrick Stewart als Picard, als würde er jetzt auch grad lieber den "Hamlet" lesen (in seinem Bereitschaftsraum liegt neuerdings ein Totenschädel!), außer Data haben alle Crew-Mitglieder schlicht keine Funktion, dafür schlechte Frisuren und sehr schlechte Masken.
Die technischen Tricks sind gut (bei 70 Millionen Dollar Produktionskosten muß das auch sein), die Optik ist nett. Aber was Drehbuchautor Logan aus den Figuren gemacht hat, sieht mehr nach "Angriff der Klonkrieger" als nach Gene Roddenberrys gemütlicher Spacesoap aus. Überhaupt die Familie: Chef-Trekker und Produzent Rick Berman betont immer wieder, dass man so etwas wie eine große Familie bei "Star Trek" sei. Wahr ist, dass die Familie von ihm arg umgebaut wurde, vor allem der geniale Drehbuch-Entwickler Michael Piller, der eigentliche Kopf von "Next Generation" und "Deep Space Nine", wird schmerzlich vermißt.
Am Ende kriegt William T. Riker, die ewige "Nummer Eins" der "Enterprise", sein eigenes Schiff. Er steht zum Abschied vor Picard und sagt: "Es war eine Ehre, unter Ihnen zu dienen!" - dreht sich um und geht ab. Derart sprach- und verständnislos steht Nemesis dem gesamten Phänomen "Star Trek" gegenüber. Und läßt es zum Ausgleich einfach nur Krachen.
Aber Captain Picard wird nie Luke Skywalker: Noch schlechter als Nemesis ist der Ruf der Fans, "Trekkies" genannt, geschmäht als dickliche, grenzdebile Trottel, die in schlechten selbstgenähten Kostümen herumlaufen und seltsame Treffen abhalten, sogenannte Conventions. Nun, die Trekkies haben Nemesis einfach absaufen lassen, in den Staaten ist der Film ein Flop.
Ein Hoch auf die Fans.

Thomas Friedrich

USA 2001. R: Stuart Baird. B: John Logan. K: Jeffrey L. Kimball. D: Patrick Stewart, Jonathan Frakes, Brent Spiner, Tom Hardy, Marina Sirtis, Levar Burton, Michael Dorn, Gates McFadden.