»REINE NERVENSACHE«

Killer auf der Couch

Robert De Niro geht sein Mafia-Dasein an die Nerven

Kaum eine andere Profession eignet sich fürs Kino wie der Gangster; einer der ersten Filme erzählte von einem Postraub. Seitdem bot das Kino so ziemlich alle Arten des bösen Mannes: Cagney, Brando und Pacino verkörperten miese, skrupellose Mobster. Dabei war die Mafia immer besonders verlockend, dieser Clan mit seinem albernen Ehrencodex und seiner unerbittlichen Rache.
Allerdings haben wir uns nie gefragt, ob diese gewissenlosen Schurken nicht ab und zu von Depressionen befallen werden. Regisseur Harold Ramis ( Ghostbusters ) geht diesem Gedanken nach.
De Niro als New-Yorker-Boß Paul Vitti bekommt jedesmal einen Panikausbruch, wenn er jemanden umnieten muß, weint bei Werbespots der Altervorsorge (eine der genialsten Szenen des Films) und kriegt's bei seiner Geliebten nicht mehr so richtig hin. Genug Probleme für einen Normalsterblichen, aber erst für einen Mafiosi, kurz vor einem wichtigen Familientreffen. Und was machen New Yorker, wenn sie Probleme haben? Sie gehen zum Psychiater.
Seelenklempner Billy Crystal ist von seinem neuen Patienten nicht gerade angetan, denn der vor der Heirat Stehende hat genug zu tun mit der eigenen Psyche. Aber Dank eines witzigen Drehbuchs, das genügend Wendungen besitzt, erleben wir nicht nur die Läuterung des Saulus zum Paulus und die des kleinen unsichern Psychiaters zum obercoolen Macker, sondern leider auch nebenbei die einzig nervige Nebenhandlung: die Hochzeit Crystals mit der absolut deplazierten Lisa Kudrow.

Nikolaj Nikitin