Sons of Norway

Papa als Punk

Eine originelle Jugendkomödie aus Norwegen

Wer Ende der Siebziger gegen seine Eltern rebellieren wollte, musste sich ganz schön ins Zeug legen. Schließlich waren Vati und Mutti von antiautoritärer Entspanntheit durchdrungen, rauchten Marihuana am Küchentisch, hörten die coolste Musik und führten immer noch ihre Kämpfe gegen das Establishment. Wer nicht aus purem Oppositionsgeist zum Spießer werden wollte, dem blieb nur eins: Punk werden. Die große, gewaltige Verneinung, das Bekenntnis zu Zukunftslosigkeit und schrammeligen Gitarrenriffs, die "Peter, Paul & Mary" vom Plattenteller pusteten.

Nikolaj (Åsmund H›eg) verlebt seine Pubertät unter verschärften Bedingungen in einem langweiligen Vorort von Oslo. Die Eltern sind waschechte Hippies und haben sich im bürgerlichen Ambiente der Reihenhaussiedlung der Etablierung strikt verweigert. Nachdem die Mutter gestorben ist, sich der Vater in einer Trauerpsychose einrichtet und der jüngere, blondere Bruder schon von der Tante in Obhut genommen wurde, kommt für Nikolaj die Rettung in Form einer Vinylscheibe. Als er zum ersten Mal die Sex Pistols hört, hat er seine rebellische Heimat gefunden. Mit seinem pummeligen Freund Tor (Tony Veitsle Skarpsno) reißt er sich die Hosen auf, näht sich die britische Flagge auf eine viel zu große Jacke und sticht sich Sicherheitsnadeln durch Ohren und Backen. Als Vater Magnus aus der Trauerstarre erwacht, beobachtet er die Entwicklungen seines Sohnes mit vorsichtiger Skepsis, aber nachdem er sich die Sex Pistols-Platte ausgeliehen hat, läuft die Rebellion des Sohnes ins Leere. Denn Papa findet Punk cool, zieht mit den Jungs um die Häuser und darf sogar als Ersatzschlagzeuger beim ersten Gig auf die Bühne.

Vom chaotischen Bananen-Weihnachtsfest über den Urlaub im Nudisten-Camp bis zum verwegenen ersten Auftritt der Punkband spart der Film nicht mit Kuriositäten einer Ära der totalen Befreiung. Dabei ist der Blick auf die Elterngeneration nicht von jener Abrechnungsmentalität geprägt, mit der die Kinder der Achtundsechziger nur zu oft ihre Erfahrungen aufarbeiten. Wenn der Vater, nachdem der Sohn dem Schulleiter eine Bierflasche an den Kopf geworfen hat, beim Schulausschuss den Direktor zur Schnecke macht, ist klar, dass bei allen Schwierigkeiten Eltern wie diese einfach unbezahlbar sind.

Martin Schwickert

S›nner av Norge N/ S/ DK / F 2011 R: Jens Lien B: Nikolaj Frobenius K: Morten S›borg D: Åsmund H›eg, Sven Nordin, Sonja Richter