NOSTALGIE DES LICHTS

Unverstellte Blicke

Ein Film-Essay über das Universum

In der chilenischen Atacamawüste ist die Luft so trocken, dass ein völlig unverstellter Blick auf unser Universum möglich ist. Hier stehen international betriebene Observatorien, die in den Himmel starren um die Geheimnisse des Weltraums und unserer Existenz zu entschlüsseln. In der gleichen Wüste vergruben die chilenischen Miiltärs die Opfer ihrer Mordpolitik, anonym. Heute noch suchen deshalb Angehörige der Verschwundenen nach Knochen- und anderen Resten und werden auch immer wieder fündig. Aus dieser seltsamen Koinzidenz, aus diesem gemeinsamen Blick in die Vergangenheit (denn das beobachtete Licht, dass die Astronomen entschlüsseln ist hunderttausende von Jahren alt) machte Patricio Guzmán seinen Filmessay Nostalgie des Lichts. Darin reden ein Astronom, ein Archäologe und einige der Hinterbliebenen über ihren Auftrag und ihre Interessen. Und am Ende lädt der Astronom zwei Frauen aus der Wüste dazu ein, einen Blick durch sein Teleskop zu werfen. Dass Guzmán bei dieser durchaus fröhlichen Szene auf Ton verzichtet und die Helden seines Films im Gespräch allein lässt, untermalt nur von einer kleinen, traurigen Melodie - das gehört zu den vielen genialischen Kniffen, die diesen Essay von ählichen und peinlichen Versuchen unterscheiden.

Nostalgia de le Luz. Chile 2010 R & B: Patricio Guzmán